[Sa.01_042] – Die innerlich-geistige Religion der Saturnmenschen. Bedeutung der Siebenzahl. Sonntagsfeier. Neugeborenenweihe. Tempelmahl. Ältestenpredigt, unterstützt durch geistige Schauung. Weisheit der Saturnmenschen.
[Sa.01_042,01] Was die Religion betrifft, so hat diese sehr wenig äußeres Zeremoniengepräge, aber desto mehr ist sie innerlich und geistig.
[Sa.01_042,02] Das Zeremonielle besteht, wie ihr schon wißt, in einem wohlgeordneten, lebendigen Tempel, in welchem in allen wichtigen Angelegenheiten dem Großen Geiste Dank und Bitte dargebracht wird.
[Sa.01_042,03] Im übrigen gelten auch bei den Saturnbewohnern die Zahlen sieben, einundzwanzig, und so fort nahezu alle Zahlen, welche mit sieben ohne Rest teilbar sind, für geheiligte Zahlen. Und so wird auch dort ein Zeitraum von sieben Tagen mit eben dem siebenten Tage, der darum auch bei ihnen ein Feiertag ist, beschlossen.
[Sa.01_042,04] Die Haltung dieses Feiertages bildet den zweiten zeremoniellen Teil, da findet auch alle religiöse Zeremonie des Feiertags statt.
[Sa.01_042,05] Die Zeremonie der ersten Art ist euch ohnehin schon bekannt. Die Zeremonie des Feiertags aber besteht darin, daß fast sämtliche Familienglieder frühmorgens schon vor dem Aufgang der Sonne in den Tempel ziehen, voraus die Männer und nach ihnen die Weiber. In dem Tempel stellen sich die Männer auf die rechte und die Weiber auf die linke Seite desselben. Allda wird dem Großen Geiste unter Vorbetung des Ältesten bis zum Aufgang der Sonne ein Lob dargebracht und wird Ihm gedankt für alle empfangenen Wohltaten. Dieses geschieht allzeit mit der größten Rührung der Herzen.
[Sa.01_042,06] Wenn die Sonne aufgeht, begibt sich alles aus dem Tempel und erfreut sich da durch den Anblick des werdenden Tages und der weitgedehnten, überaus schönen Gegenden dieses Weltkörpers. Wenn dann die Sonne schon ziemlich hoch über dem Horizont steht, wird wieder in den Tempel gegangen und dem Großen Geiste gedankt für die Wiedergabe des Tages.
[Sa.01_042,07] Und so jemand ein neugeborenes Kind hat, muß er es an die Grenze des Heiligtums bringen. Da legt der Älteste dem Kinde die Hände auf und spricht über dasselbe folgende Worte:
[Sa.01_042,08] „Also wie du, ein schwacher und in allen deinen Kräften gebundener Gast, in diese Welt kamst nach dem Willen des Großen Geistes, der da ist heilig, überheilig, mächtig über alle Macht, kräftig über alle Kraft und überaus treu und standhaft in jeglichem seiner Worte und in aller seiner Verheißung und ist der alleinige, vollkommene, allerhöchste Herr über alle Dinge, die da erfüllen diese Erde und das ganze unendliche Firmament, darum da sein Wille ist wie Er selbst heilig und überheilig – also sollst du auch leben auf dieser Welt bis an dein Ende vollkommen dem Willen dessen gemäß, durch den du in diese Welt gekommen bist, um dann als ein Mann (oder bei einem Mädchen: als ein treues Weib) in aller wahrhaften Würde und Erhabenheit der vollkommenen Tugend aus ihr zu treten!
[Sa.01_042,09] Darum segne ich dich hier im Heiligtum im Namen des Großen Geistes, der dich, deine Eltern und mich erschaffen und gesegnet hat. Wachse auf in diesem Segen und vermehre ihn in dir durch die genaueste Befolgung des allerheiligsten und des allerhöchsten Willens! Solches geschehe allzeit, jetzt und ewig!
[Sa.01_042,10] Wie du aber klein bist jetzt, also bleibe fortwährend klein vor dem Großen Geiste, vor uns, deinen Vätern und Brüdern, und vor dir selbst! Auch solches geschehe allzeit in diesem und in jenem Leben! Amen.“
[Sa.01_042,11] Nach diesen Worten haucht der Älteste das Kind an und läßt es von seinen Eltern segnen und dann nach Hause tragen. – Solche Eltern sind an einem solchen Feiertage nicht mehr verpflichtet, in den Tempel zurückzukehren, sondern können daheim ihr nun gesegnetes Kind pflegen. Wollen sie aber dessenungeachtet im Tempel verbleiben, so können sie es auch tun.
[Sa.01_042,12] Ist aber kein neugeborenes Kind da, so wird statt dieser Kindersegnung sogleich zum Morgenmahle im Tempel geschritten, welches die Saturnbewohner, wie das Mittag- und Abendmahl, gleich in der Frühe, wenn sie sich in den Tempel begeben, in gerechtem Maße reichlich mitnehmen. Es versteht sich von selbst, daß da allzeit vor und nach dem Essen dem Großen Geiste ein Dank dargebracht wird.
[Sa.01_042,13] Nach dem Morgenmahle besteigt dann der Älteste den euch schon bekannten Predigeraltar und hält da eine Anrede an das mäßig große Familienvölklein, welches auf den Bergen höchst selten die Zahl hundert übersteigt – in den Tiefen gibt es manchmal auch Tausende.
[Sa.01_042,14] Was trägt denn da nun der Redner seinen Zuhörern vor? – Seht, da ist er nie verlegen, sondern sein ihm bei solchen, wie auch andern Gelegenheiten allzeit beistehender Geist legt es ihm in den Mund, was er zu reden hat.
[Sa.01_042,15] Gewöhnlich erstrecken sich solche Vorträge auf die wunderbaren Führungen des Großen Geistes, wie dieser das menschliche Geschlecht von seinem Urbeginne an auf diesen Weltkörper gesetzt und bis auf den gegenwärtigen Zeitpunkt nach Seinem weisesten heiligen Willen geführt hat. Bei dieser Gelegenheit erzählt der Älteste oft eine oder die andere Geschichte aus der Vorzeit. Manches Mal erklärt er ihnen die Beschaffenheit ihrer Welt; manches Mal wieder die des Ringes oder der Monde. Ein anderes Mal nimmt er bald dieses oder ein anderes Gestirn und zeigt den Zuhörern die Führungen des allmächtigen Großen Geistes dort, bei welcher Gelegenheit er auch dann und wann diese Erde erwähnt.
[Sa.01_042,16] Wenn aber die Rede von dieser Erde ist, dann fallen augenblicklich alle Zuhörer auf ihre Angesichter nieder. Aber nicht etwa aus Ehrfurcht vor diesem Planeten, sondern darum, weil sie etwas von der unendlichen Liebe des Großen Geistes hören. Denn die Liebe des Großen Geistes, und daß Er von den Bewohnern dieser Erde Vater benannt und gerufen wird, ist für die Saturnbewohner etwas so unnennbar Heiliges, daß sie darob allzeit in einen Fieberschauer verfallen; besonders wenn sie der Älteste noch dazu der Undankbarkeit der Bewohner dieses Planeten erinnert.
[Sa.01_042,17] Bei einer andern Gelegenheit gibt er ihnen wieder Aufschlüsse über die geistige Welt und über das Leben in den Himmeln.
[Sa.01_042,18] Nach jeder solchen Predigt, besonders wenn der Älteste von der Beschaffenheit ihrer Welt, des Ringes, der Monde und anderer Planetengestirne spricht, versetzt er seine Zuhörer – mitunter bald mehrere, bald wenigere – in die innere Anschauung, wodurch sie dann alles dieses so anschauen können, als wären sie überall leibhaftig gegenwärtig.
[Sa.01_042,19] Daher kommt es, daß die Saturnbewohner, namentlich die Bewohner der Gebirge, überaus weise und mit vielen Kenntnissen bereicherte Menschen sind. Ja es dürfte wohl einem größten eurer Gelehrten sehr übel zu Mute werden, wenn er sich mit einem allergeringsten Saturnmenschen wollte in einen wissenschaftlichen Kampf einlassen.
[Sa.01_042,20] Denn fürs erste kennen sie nicht nur ihren Weltkörper, soweit es ihnen notwendig und nützlich ist, nahezu mikroskopisch genau, sondern ihnen sind auch fremde Weltkörper bekannter als euch die Inseln des Meeres auf eurer Erde. – Fürs zweite sind die Saturnbewohner sind nicht nur in der Geschichte ihrer Welt, sondern auch in der Geschichte mehrerer anderer Welten gar wohl bewandert.
[Sa.01_042,21] Ebenso ist ihnen keine Sprache fremd, weshalb sie auch die Geister, sie mögen kommen von welchem Weltkörper sie wollen, augenblicklich verstehen (obgleich jeder Geist mehr oder weniger die Spracheigentümlichkeiten derjenigen Welt mit hinübernimmt, auf welcher er im Leibe gewandelt ist). – Es ist dies ein Sprachverständnis, das z.B. bei den Geistern eurer Erde so lange nicht vorhanden ist, bis sie völlig im Geiste wiedergeboren und für den Himmel geeignet sind.
[Sa.01_042,22] Es geschieht öfter, daß Geister dieser Erde mit den Geistern des Saturn nach dem Tode zusammenkommen, besonders wenn sie danach ein Verlangen haben. Dann verstehen die Saturngeister die Geister dieser Erde augenblicklich. Umgekehrt aber ist solches gar selten, bei unreiferen Geistern schon gar nie der Fall. Auch sehen die Geister dieser Erde die Geister des Saturn nicht eher, als bis diese sich ihnen zeigen wollen. Der Grund dieser Überlegenheit liegt ebenfalls in der großen und wahren inneren Weisheit der Saturngeister.
[Sa.01_042,23] Das sind somit die Früchte der Vorträge und Belehrungen unseres Predigers im Tempel nach dem Morgenmahle.
[Sa.01_043] – Geistvolle Naturbetrachtung. Verkehr mit Engeln und dem Herrn selbst.
[Sa.01_043,01] Was geschieht denn nach einer solchen Predigt?
[Sa.01_043,02] Das Volk dankt dem Großen Geiste für die Erleuchtung ihres Ältesten. Der Älteste dankt mit und segnet alle die Zuhörer nach dem dargebrachten Dankgebete. Sodann gehen alle wieder aus dem Tempel und machen auf schöne, anmutige Anhöhen gemeinschaftliche Lustwandlungen. Hier unterhalten sie sich dann teils mit dem, was sie in der neuen Predigt vernommen haben, teils aber auch mit allerlei Betrachtungen über einen oder den anderen Naturgegenstand, der ihnen auffällt und es beseelt da alle eine große Freundlichkeit und gegenseitig ermunternde wirkliche Teilnahme in allem, was einer oder der andere findet und zum bewundernden Lobe des Großen Geistes darüber bald dieses, bald jenes sagt.
[Sa.01_043,03] So macht z.B. einer den andern auf den Bau einer Blume aufmerksam, einer wieder auf die Bewegung eines Wölkchens, der dritte wieder auf ein oder das andere Tierchen oder auf den Flug eines Vogels. Wieder ein anderer vernimmt zuerst irgendeinen singenden Vogel und macht seine Nachbarn darauf aufmerksam, oder mancher entdeckt irgendwo den Schimmer eines ferne gelegenen Sees oder Flusses. Und so gibt es zahllose Gegenstände, bei welchen die Saturnbewohner bei solcher Gelegenheit mit ihrer Aufmerksamkeit verweilen und dabei nahe also ausrufen, wie einst der Mann nach Meinem Herzen, so er Meine Werke betrachtete.
[Sa.01_043,04] Ja, hier sage Ich auch euch: Wer Meine Werke mit solchen Augen betrachtet und derselben achtet, der hat sicher allzeit eine große Lust daran. Wer sie aber nur mit kritischen und gelehrten Augen betrachtet, der täte besser, wenn er liegen bliebe auf seinem Lotterbette, als daß er mit ungeweihten, entheiligenden Augen hinausstäche in Meine Werke, so wie eine Gallfliege in eine euch bekannte Frucht der Eiche sticht, um da ihre verderbliche Brut hineinzulegen. Diese Frucht, wenn sie zu ihrer schlechten Reife gekommen ist, ist zu nichts anderem tauglich als zur Bereitung eines schwarzen Saftes, der zum Schwärzen jeder weißen und lichten Fläche, aber nimmer zu irgendeiner Reinigung dessen verwendet werden kann, was schmutzig oder gar schwarz geworden ist.
[Sa.01_043,05] Doch lassen wir dergleichen und gehen wieder zu unseren lustwandelnden Saturnbewohnern über! – Wie lange dauert denn diese Lustwandlung? – Bis zur Mitte des Tages. Dann begibt sich alles wieder in die Vorhöfe des Tempels. Allda wird dem Großen Geiste wieder ein Dank dargebracht und nach diesem in den Vorhöfen das Mittagmahl eingenommen.
[Sa.01_043,06] Ist solches vorüber, wird wieder gedankt und daselbst geblieben. Einige lustwandeln in den schönen Gängen um den Tempel und ergötzen sich an der mannigfaltigen Pracht der herrlichen Blumen, welche in schönen Beeten reichlichst in diesen weiten Vorhöfen und Gängen des Tempels angepflanzt sind. Die Weiber liebkosen ihre Männer und Kinder und erzählen ihnen mit den lieblichsten Stimmen, was sie alles von der Predigt des Ältesten wie auch bei der Lustwandlung Gutes und Wahres, Schönes und Erhabenes vernommen haben.
[Sa.01_043,07] Manches Mal gesellen sich bei solcher Gelegenheit sogar Geister und Engel zu ihnen und besprechen sich mit jedermann über verschiedenes, was den Herrn betrifft.
[Sa.01_043,08] Ja manches Mal erscheint ihnen bei solchen Gelegenheiten sogar der Herr selbst, zumeist in der Gestalt eines Engels. Solange Er unter ihnen ist und sich bald mit einem, bald mit dem andern bespricht, weiß nicht einmal der Älteste, daß es der Herr ist. Erst wenn Er eine solche Gesellschaft wieder der Sichtbarkeit nach verlassen will, gibt Er sich zu erkennen. Alsdann aber verschwindet Er auch augenblicklich. Denn die Saturnbewohner würden einen längeren, erkannten Aufenthalt des Herrn nicht ertragen, da ihre Achtung vor Ihm so übergroß ist, daß nicht einer wagte, seinen Namen aufrechtstehend auszusprechen – wodurch das Gebot (das ihnen zwar nicht buchstäblich gegeben ist): „Du sollst den Namen Gottes nicht eitel nennen!“ auf das allerpünktlichste, genaueste und heiligste beachtet wird.
[Sa.01_043,09] Wie lange dauert denn eine solche Vorhof-Aussprache? – Bis zum Sonnenuntergang. – Darauf begibt sich alles wieder in den Tempel, lobpreiset und lobsinget da dem Großen Geiste.
[Sa.01_043,10] Nun besteigt der Älteste wieder den Predigeraltar, macht sie aufmerksam auf alle die großen Wohltaten dieses Tages, segnet sie – und die Zeremonie des Feiertages ist zu Ende. Danach begibt sich alles wieder dankbar und fröhlich nach Hause.
[Sa.01_043,11] Ist vom Mittagsmahl etwas übriggeblieben, wird es noch im Tempel gehörig brüderlich verteilt und dankbar verzehrt. Ist aber nichts übriggeblieben, dann wird auch wohl daheim das Abendmahl eingenommen. Darauf wird dem Herrn noch ein allgemeiner Dank dargebracht, und der Feiertag ist vorüber – mit ihm auch alle Zeremonie, welche wirklich in nichts anderem besteht als in dem, was ihr soeben vernommen habt.
[Sa.01_043,12] Und somit sind auch wir für heute fertig. – Nächstens den geistigen Teil!
[Sa.01_044] – Geistiger Teil der Saturnreligion. Geistige Wiedergeburt durch Lehre und Übung.
[Sa.01_044,01] Nachdem wir den zeremoniellen Teil der Religion unserer Saturnmenschen kennengelernt haben, wollen wir, wie schon bestimmt, uns nun zu dem geistigen Teile der Religion wenden.
[Sa.01_044,02] Wenn ihr das Zeremonielle hinreichend betrachtet habt, müßt ihr euch gewiß schon gesagt haben: Diese Zeremonie, bei welcher die Engelsgeister der Himmel, ja nicht selten der Herr selbst sich sichtbar darstellen und mit den Menschen unterreden, ist ohnehin schon so geistig wie nur immer möglich. Wo soll da noch etwas Geistigeres stecken?
[Sa.01_044,03] Ich aber sage: Lasset es nur gut sein! Die Folge wird euch lehren, wie sich in dem Geistigen immer etwas noch Geistigeres aufhalten kann.
[Sa.01_044,04] Damit ihr solches aber im voraus nur einigermaßen als möglich begreifen könnt, will Ich euch durch ein naturmäßiges Beispiel zeigen, wie solches gar wohl möglich ist.
[Sa.01_044,05] Nehmet z.B. ein Gefäß voll recht guten Weines! – Wer von euch wird da nicht alsbald begreifen und ganz tüchtig verspüren, daß dieser Wein sehr, ja ganz außerordentlich geistig ist!? - Hat aber darum der Wein nichts mehr in sich, das noch urgeistiger wäre als eben der Wein selbst? – Ihr dürftet darob nur den nächstbesten Apotheker fragen, der wird es euch sagen: Aus diesem Wein läßt sich im Wege der Destillation der herrlichste Weinäther gewinnen, und dieser Äther selbst läßt sich noch einigemal rektifizieren, so daß der Geist am Ende also flüchtig wird, daß ein Tropfen, wenn er vom Äthergefäß ausgeschüttet wird, sich bei einem nur eine halbe Klafter hohen Fall schon völlig verflüchtigt, ehe er den Boden erreicht. Nun, merket ihr nicht, ein wie vielfach geistigeres Geistiges da enthalten ist in dem ohnehin schon überaus geistigen Weine?
[Sa.01_044,06] Seht, wenn solches schon sich kündet in der sichtbaren Natur, um wieviel mehr wird es sich dann erst offenbaren in allem dem, was ganz eigentümlich des Geistes selbst ist.
[Sa.01_044,07] Ebenso verhält es sich ja auch z.B. mit dem Licht. – Ihr seht die Erde erleuchtet durch die Strahlen der Sonne. Seht ihr in diesen Strahlen auch die belebende Kraft und die zahllosen Formen alle, welche samt und sämtlich zahllos im Lichte vorhanden sind? Nein, ihr merket nicht einmal die einfach wirkende Kraft des Strahles. Und gar viele wissen es nicht anders denn also, wie sie es täglich erfahren, daß nämlich der Strahl keiner höheren Erwärmungswirkung fähig ist als derjenigen nur, die er tagtäglich äußert.
[Sa.01_044,08] Was würde aber ein solcher Betrachter sagen, so er die Wirkung der Strahlen schauen würde, wenn sie durch einen großen Brennspiegel auf einen Punkt konzentriert werden und sodann eine solche Kraft äußern, die sogar imstande ist, einen allerhärtesten Diamanten plötzlich aufzulösen?! – Ja, ein solcher Laie in der höheren Wirkung der Lichtstrahlen wird da die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sagen: Wer hätte sich so etwas wohl je träumen lassen, daß hinter den uns täglich sanft erwärmenden Sonnenstrahlen eine solch unbegreiflich heftige Kraft verborgen sein könnte!?
[Sa.01_044,09] Also geht es auch hier bei dem euch schon bekannten zeremoniellen Religionskultus unserer Saturnbewohner! – Wenn auch der zeremonielle Teil schon an und für sich ganz und gar geistig aussieht, so gibt es dennoch in der Religion der Saturnmenschen einen ganz außerordentlich starken „Äther“ und in der Vereinigung seiner lieblichen Lichtstrahlen eine für euch kaum begreiflich starke innere Wirkung. Und somit können wir die Frage aufstellen und sagen: Worin besteht denn sonach in diesem Geistigen das eigentliche Geistige?
[Sa.01_044,10] Das eigentliche Geistige in diesem euch schon bekannten Geistigen liegt in der lebendigen inneren Erkenntnis des Großen Geistes sowie aller der Stufen und ordnungsmäßigen Beziehungen und Verhältnisse, welche den freien Menschen mit den Himmeln und dem Großen Geiste selbst und also auch umgekehrt allerengst und innigst verbinden.
[Sa.01_044,11] Wie erkennen demnach diese Menschen den Großen Geist? – Die Menschen werden zuerst durch äußere Belehrung, durch Worte des Lehrers über Ihn (d.h. über das Wesen Gottes) unterrichtet. – Dann werden sie hingeleitet zur Erkenntnis des Willens des Großen Geistes und sodann zur Ausübung des erkannten Willens.
[Sa.01_044,12] Sehet diese Belehrung ist noch alles der äußerliche Religionskultus, welcher da ist der Weg ins innere, geistige, wahre Leben. Es ist an und für sich schon ein „geistiger Wein“ und das „nicht-konzentrierte Licht der Sonne“.
[Sa.01_044,13] Die tätige Ausübung des erkannten Willens des Großen Geistes aber gleicht danach der „Destillation“ und „Rektifikation“ eines Apothekers und gleicht noch ferner dem „Konzentrieren“ der Sonnenstrahlen mittels eines großen Brennglases. Oder mit andern Worten gesagt: Es ist die eigentliche, selbständig tätige Freiwerdung des eigentlichen urgeistigen Wesens von der umgebenden Materie.
[Sa.01_044,14] Durchschaut ihr jetzt schon ein wenig, worin der eigentliche geistige Religionskultus unserer Saturnbewohner besteht? – Ich werde euch nur ein Wort sagen, und dieses Wort wird euch auf einmal die Kammer des Lichtes eröffnen. – Dieses einzige Wort heißt: Die Wiedergeburt des Geistes!
[Sa.01_044,15] Sehet, diese muß bei den Saturnmenschen ebensogut erfolgen wie bei euch. Ohne diese vermag ein Saturnbewohner sowenig wie ihr zu begreifen, was da ist des Geistes und aller der Verhältnisse und Beziehungen zwischen ihm, den Himmeln und dem Großen Geiste.
[Sa.01_044,16] Es genügt für die Wiedergeburt des Geistes durchaus nicht, so da jemand allein das Vermögen hätte, Geister zu schauen, so, wie es bei euch auf Erden nicht selten der Fall ist, daß so manche Menschen dergleichen sie allzeit ängstigende und erschreckende Erscheinungen erschauen, davon aber dennoch nichts mehr begreifen und erfassen als ein Stockblinder von den Farben des Regenbogens. Sondern zur vollen oder wahren Wiedergeburt gehört nicht so sehr diese Hellsichtigkeit, als vielmehr die Bestimmtheit in jeder Handlung, d. h. daß sie so gestaltet ist, wie sie von Uranbeginn begründet wurde in aller göttlichen Ordnung und Weisheit.
[Sa.01_044,17] Wie und wann kann aber solches stattfinden? – Solches kann nur also und dann stattfinden, wenn der Geist durch die genaue Befolgung der vorgeschriebenen Wege Gottes sich zuerst aus der Materie rektifiziert, dann in einem Brennpunkt sich selbst wiedergefunden und endlich als ein solches nun in sich selbst bestehendes vollkommenes Ganzes oder als eine vollkommene Einheit hinausgetreten ist aus aller Sinnlichkeit der Materie und da seine neuen geistigen Sinne ganz entschieden und vollkommen geöffnet hat für die Eindrücke und Verhältnisse derjenigen Welt, von welcher er selbst ein ureigentümlicher Bewohner ist.
[Sa.01_044,18] Hat der Mensch diese Stufe erreicht, dann beginnt in seinem ganzen Wesen eine andere Tätigkeit zu wirken. Sein Schauen wird ein anderes; sein Hören ein anderes, sein Fühlen, sein Empfinden ein anderes. Alle seine Gedanken werden zu Formen, die er schaut, und sein Wille wird zur vollbrachten Tat. Seine Worte werden bestimmt und einen sich mit dem Gedanken und mit dem Willen. Der Raum hat mit ihm nichts mehr zu schaffen, und der Zeitenlauf hat ihm die letzte Minute gezeigt. Denn im freien geistigen Sein hört, sieht, fühlt, empfindet, denkt, will, handelt und spricht er über Zeit und Raum hinaus, d. h. für ihn gibt es nur eine Gegenwart, in welcher sich eine ewige Vergangenheit und eine ewige Zukunft freundlichst die Hände bieten. Und seinem Auge ist ein der Sinnlichkeit nach endlos fernes Dinge so nahe, wie sein eigener Gedanke.
[Sa.01_044,19] Seht, nach diesem geistigen Zustand trachtet ein jeder Saturnbewohner aus allen seinen Kräften; erreicht aber denselben nicht eher, als bis er in sich alle Bedingungen des Lebens vollkommen erfüllt hat.
[Sa.01_044,20] Zu der vollkommenen Erfüllung aber ist nicht nur die Notzüchtigung der eigenen Natur genügend, sondern alle diese ihm bekannten Bedingungen des Lebens müssen ihm zu einer ganz persönlichen Fertigkeit werden.
[Sa.01_044,21] Erst wenn er in allem dem ein vollkommener Meister geworden ist, wird er in sich selbst frei, und alle seine Lebenskraft wird vereint ausgeboren aus aller seiner Sinnlichkeit. Wenn eine solche Ausgeburt geschehen ist, dann ist auch bei ihm das eingetreten, was euch schon bekannt ist unter dem Ausdruck der „Wiedergeburt des Geistes“.
[Sa.01_044,22] Demnach ist die treulich fortgesetzte Übung in allen den Bedingungen des Lebens eben das, was den geistigen Teil der Religion bei unseren Saturnbewohnern betrifft.
[Sa.01_045] – Näheres über den Weg zur Wiedergeburt und Einswerdung mit Gott.
[Sa.01_045,01] Versteht ihr jetzt schon ein wenig besser, was der geistige Religionskult bei den Saturnbewohnern ist und wie gar wohl er sich unterscheidet von dem zeremoniellen?
[Sa.01_045,02] Seht, so ist hinter der geistigen Zeremonie der Dienst des Geistes gar wohl verborgen, der ein unausgesetzter ist – während die Zeremonie nur in gewissen Zeiträumen aufeinander folgt.
[Sa.01_045,03] Da aber eben dieser Teil des Religionskultes unserer Saturnbewohner für euch selbst von der größten Wichtigkeit ist, so will Ich euch noch ein anschauliches Beispiel geben, durch welches ihr diese beiden Religionsarten recht klar voneinander werdet unterscheiden können.
[Sa.01_045,04] Nehmet z.B. einen Schüler, der sich eine oder die andere Kunstfertigkeit zu eigen machen möchte! Nehmen wir z.B. an, er möchte in der Tonkunst ein vollkommener Virtuose werden. Was werdet ihr mit ihm sofort anfangen, wenn er zu euch käme? Ihr werdet seine Fähigkeiten prüfen, werdet ihn dann an eine wohlgeordnete Schule verweisen und ihm dabei die Bedingungen vorschreiben und sagen: „Wenn du diese Bedingungen vollkommen erfüllst, wirst du ohne Zweifel ein Virtuose. Erfüllst du sie aber nicht, so kann aus dir wohl ein Stümper, aber nie ein vollkommener Virtuose werden!“
[Sa.01_045,05] Was wird nun der Schüler, dem es um die Virtuosität ernst ist, tun? – Er wird sogleich allen äußeren Fleiß in Verbindung seines innern Wollens anwenden, wird tagtäglich seine vorgeschriebenen fünf, sechs oder sieben Stunden üben, wird die Schule von A bis Z durchmachen und wird keine anderen Übungen vornehmen als diejenigen nur, welche ihr ihm zur Erreichung seines Zweckes vorgeschrieben habt. – Wenn der Schüler auf diese Art sich mehrere Jahre hindurch ausgebildet hat, werdet ihr ihm auch das erfreuliche Zeugnis geben, daß er nun als ein ganz vollkommener Künstler dasteht, nachdem er sich auf seinem Instrument mechanisch und geistig in jedem Grad der Fertigkeit bewegen kann.
[Sa.01_045,06] Seht, jetzt haben wir schon, was wir brauchen! – Was war die vorgeschriebene Übung zur Erreichung der technischen Fertigkeit? – Das war nichts anderes als der wohlgeordnete zeremonielle Teil seines Kunstkultes. – Hat er sich aber unausgesetzt Tag und Nacht geübt? – O nein, sondern nur die vorgeschriebene bedingte Zeit hindurch!
[Sa.01_045,07] Wie war aber dabei sein Streben und sein Wille beschaffen? War dieser auch periodisch eingeteilt? – O mitnichten! – Sondern dieser war ohne Unterlaß gleich einer guten Triebfeder in seinem geistigen und naturmäßigen Organismus vorhanden. Und dieser Trieb ist eben der geistige Kunstkult unseres Tonschülers, durch welchen er ganz eigentlich das wird, was zu werden er sich zum Ziele gesetzt hat.
[Sa.01_045,08] Wenn er nun ein vollkommener Künstler geworden ist, was lebt er dann für ein Leben? Das des Schülers sicher nicht, sondern das des freien Meisters! – Wird er aber darum ein Feind seines früheren Schülerlebens? – O nein, sondern er macht als großer Meister noch immer – nur mit wahrem, großem Vergnügen – das mit, was er als Schüler gemacht hat. Er spielt noch immer recht fleißig die Tonleiter und wiederholt alle andern Übungen, die er als Schüler durchgemacht hat. Aber mit welchem Unterschied! Was er mühsam, schwerfällig und mit bedeutendem Kraftaufwand als Schüler getan hat, das tut er jetzt mit großer Leichtigkeit, Ungezwungenheit, Bestimmtheit und voll der inneren geistigen Bedeutung.
[Sa.01_045,09] Als Schüler spielte er die Skala, wußte aber nicht, was er damit gespielt hat; als Meister erschaut er nun in derselben Skala zahllose neue Formen, von denen er zuvor keine Ahnung hatte. – Und so übt er zwar als „wiedergeborener“ Meister ebenfalls den zeremoniellen Kunstkult aus; aber dieser Kult ist bei ihm ein ganz anderes Hören, Schauen, Fühlen, Empfinden, Denken und Wollen. Und das ist der spiritus rectificatissimus und ist die alles materiell Schwerfällige und Sinnliche auflösende Brennkraft der Strahlen seines Geistes – und ist somit für sich selbst genommen ein rein geistiger Kultus.
[Sa.01_045,10] Übertraget nun dieses auf das eigentliche Leben des Menschen, sei er jetzt ein Bewohner der Erde, des Saturn, des Jupiter oder der Sonne – so gibt es für ihn allzeit und überall diesen zweifachen Gottesdienst, welcher sich so verhält wie der Weg und das Ziel des Weges.
[Sa.01_045,11] Wer den Weg beharrlich fortwandelt, der erreicht auch das Ziel. So er aber am Ziele ist, wird der Weg, den er gemacht hat, nicht aus seinem Gedächtnis noch aus seiner allzeitigen Erinnerung entschwinden, sondern er wird eben am Ziele erst alle die Wendungen und Beziehungen des Weges vollkommen überschauen in seinem Geiste.
[Sa.01_045,12] Ihr wisset, was unsere Saturnbewohner zum Hauptziele ihres Weges vorgesteckt haben, nichts anderes als den Großen Geist selbst, auf daß sie vollkommen eins werden möchten mit seinem Willen.
[Sa.01_045,13] Haben sie dieses Ziel durch ihre fleißige Übung erreicht, so ist auch der geistige Religionskultus vollendet, von welchem Zeitpunkt dann der eigentliche Trieb, denselben zu erreichen, aufhört. An dessen Stelle tritt das große, unerschütterliche Verlangen, demselben treu zu verbleiben allzeit wie ewig.
[Sa.01_045,14] Und dieser überaus bestimmte und festeste Wunsch ist dann fortwährend der allerinnerste Gottesdienst von der allervollkommenst geistigen Art eines jeden wiedergeborenen Saturnbewohners. – Diesen Zustand können dort Menschen jeden Geschlechtes und jeden Alters erreichen. Und das ist nun auch zugleich alles über den geistigen Teil der Religion der Saturnbewohner.
[Sa.01_045,15] Da wir sonach auf diese Art alles Notwendige und Denkwürdige auf den Bergen mitgemacht haben, so wollen wir uns nun auch in aller Kürze ein wenig in der Tiefe umsehen, sodann einige Blicke auf dieses Planeten Polargegenden wie auf dessen Ring und dessen sieben Monde richten. Und somit gut für heute!