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Engelkaiser

Fragen zur Zeit > Strukturen für oder gegen die Menschen?
Die Menschen bemerken immer mehr, was für ein mieserables politisches System uns da aufgebürdet wurde.
 Scheindemokratie, Parteien gegen das Volk, Geheimbünde, UNO, luziferische Einheitsreligion, Totalüberwachung, Gehirnwäsche in Schulen und Medien, gesundheitliche Schädigungen, CO2-Bluff und andere absichtliche Teuerungen, usw.

Als beste Möglichkeiten für Staat und Glaube bieten sich an:

  • Könige nach dem Vorbild Josef II. (der sich wirklich für das Volk einsetzt)
  • und die wieder klargestellte reine Lehre Gottes (keinerlei Dogmen, alles nachvollziehbar). 

Damit wie prophezeit die Friedenssonne in immer mehr Menschen innerlich aufgehen kann.

Ob es zuerst krachen muss oder nicht, oder wie sehr, hängt von der Bewusstwerdung und Besserung der Menschen ab. 
Die gute Nachricht: Unabhängig von der Entwicklung des ganzen Volkes kann niemand daran gehindert werden, selbst Gott in sich den Weg zu bereiten und gute Folgen zu haben!

Aber jene (derzeit Vielen), die sich nur über andere beschweren, aber sich selbst auch nicht nach der Liebesordnung Gottes in den Gemeinschaftssinn einordnen wollen, die sind auch nicht besser. 

Schafe und Böcke werden getrennt. HIER ist nachzulesen wie das von Jesus beschrieben wurde.

Das Friedensreich bzw. das Neue Jerusalem wird ausschließlich Menschen beinhalten, welche die guten Eigenschaften ernst nehmen.
Schon bei den Ur-Christen durften Menschen, die innerhalb der Gemeinde bezüglich ihrer lieblosen Einstellungen nicht Buße tun wollten, nicht in der Gemeinde bleiben bzw. es sollte kein Umgang mit ihnen gepflegt werden.

Prophezeiung:

[HIM 2.421116.5] Es soll einmal den wahren Segen Roms verkosten, da ihm der Meine nicht munden wollte! In seinem Blute soll es empfinden den Unterschied zwischen Meinem Evangelium und dem der großen Babelstadt! – Wann solches der Fall sein wird und jeder 

die Zeiten des Engelkaisers Joseph und ein reines Evangelium 
mit den Waffen in der Hand laut wieder herbeirufen wird – 

dann auch wird es erst an der Zeit sein, eine höhere Hilfe und Blitze vom Himmel zu senden.
[HIM 2.421116.6] So aber ein Volk, durch so viele bittere Erfahrungen zu öfteren Malen geweckt, noch immer schlafen kann im tiefsten Schlamme aller möglichen Hurerei, saget, wodurch allein kann es geweckt werden? – Ich sage: Durch nichts als durch einen allerderbsten Knallstoß!

(Anm.: Es gibt nicht nur physische Waffen!)

Vorhersage von Irlmaier:
Danach soll es in Rom bald gar grob zugehen und nach einem Krieg und der Dreitagesfinsternis Könige/Kaiser u.a. in Deutschland, Österreich, Ungarn eingesetzt werden.

Weitere Prophezeiungen über den letzten "thronenden" Papst und dem Ende der Kirchenmacht sind HIER nachzulesen.
 
Übersicht über die Reformen Josephs II. 

(lt. Wikipedia)

Von 1765 bis 1780 amtierte Joseph, den die Kaiserwürde alleine nur titularisch aufwertete, als Mitregent seiner Mutter Maria Theresia in den Ländern der Habsburgermonarchie, ab 1780 übte er die Herrschaft als Erzherzog von Österreich allein aus. 

Sein Wahlspruch lautete: Virtute et exemplo („Mit Tugend und Beispiel“). 
Für ihn war das Herrschertum ein Amt, ein Dienst am Staat als übergeordnetem Ganzen. „Alles für das Volk, aber nichts durch das Volk“
Joseph II. versuchte den Einfluss des Adels und des Klerus zurückzudrängen.
Als er 1790 an Tuberkulose verstarb, verzichtete Joseph II. auf die bei den Habsburgern damals praktizierte getrennte Bestattung. 

Staatswesen
  • Aufhebung der Leibeigenschaft (der "Bauernbefreier")
  • Josephinisches Strafgesetz
    • Ersatz der Todesstrafe durch Schiffziehen im Zivilstrafrecht (nicht im Militärstrafrecht), ein Jahr nach demselben Beschluss seines Bruders Leopold II. in der Toskana
    • keine Ausnahmetatbestände für den Adel in Strafsachen
    • starke Umsetzung des später nullum crimen, nulla poena sine lege („Kein Verbrechen, keine Strafe ohne Gesetz“) genannten Grundsatzes
  • Religionsfreiheit (Ende der Gegenreformation. Glaubensmonopol der Katholischen Kirche wurde gebrochen, Vorrang blieb bestehen)
  • Öffnung des Praters und des Augartens für die Öffentlichkeit (von der Torinschrift kommt die Bezeichnung „Schätzer der Menschheit“)
  • Einschränkung des strengen Spanischen Hofzeremonielles
  • Schutzzölle für den Handel
  • Grundsteuer für den Adel
  • Versuch: Deutsch als Staatssprache im Vielvölkerreich
  • Straffer Polizeistaat mit Geheimpolizei (Pergen nahm an, dass die staatliche Ordnung von einer Verschwörung bedroht wäre. Selbst für den Ausbruch der Revolution in Frankreich machte er Verschwörer verantwortlich. Vor allem sah er die Freimaurer als Gefahr für den Staat. Die Bevölkerung sollte wegen der Furcht vor einem Übergreifen der französischen Revolution daher so effektiv wie möglich überwacht werden.)
  • Die Einführung der Pressefreiheit gelang nicht auf Dauer. 

Soziales
  • Bau von Schulen und Krankenhäusern (u. a. altes Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien)
  • Gründung von Waisen- und Armenhäusern
  • Verbannung der Friedhöfe aus den Städten, um das Grundwasser zu schonen
  • Einrichtung eines steirischen Volksmuseums
  • Verbesserung der Lebensverhältnisse arbeitender Kinder

Kirche
  • Neugründung von Pfarren
  • Auflösung von 700 Klöstern (wenn keine Krankenpflege, Schulen oder andere soziale Aktivitäten)
  • Verringerung des päpstlichen Einflusses
  • Verbot von „abergläubischen“ Bräuchen der Kirche, gleichzeitig Religionsfreiheit für Christentum und Judentum in den Toleranzpatenten vom 13. Oktober 1781 und von 1782
  • Abschaffung von Särgen für jeden Toten (dies wurde von den damaligen Österreichern als pietätlos empfunden)
 
Kaiser Joseph II. im Jenseits

218. Kapitel – Kaiser Josephs Erfahrungen mit der Klerisei. Grund des frühen Todes dieses Kaisers, der nun als Gerichtsengel gegen Rom bestellt wird.

[RB 2.218.1] Hier tritt der Kaiser Joseph (Josef II.) hin zu Mir und sagt: "Herr, sei mir Sünder gnädig! Ich sollte zwar nicht über andere etwas reden, denn ich bin selbst noch voll von allerlei Schulden; aber da es sich hier um den römischen hohen Klerus handelt, so kann ich - Herr, vergib mir alle meine Sünden! - unmöglich schweigen. Ich habe diese Brut kennengelernt wie keiner vor und nicht leicht einer nach mir. Sie ist aber von mir auch auf eine Art gesalbt worden, die ihr in ewigem Andenken bleiben dürfte. O Herr, es ist mir vor Dir nahe unmöglich, alles zu beschreiben, was ich als Kaiser mit diesen Wesen erlebt habe! Die Schändlichkeit und barste Gewissenlosigkeit erreicht bei dieser Kaste einen solchen Grad, daß man, um sie zu beschreiben, wahrlich keine Worte finden kann. Denn ihre Betrügereien auf Kosten Deines allerheiligsten Namens sind wahrlich von der Art, daß sie bisher noch mit keinem tauglichen Namen bezeichnet werden konnten.
[RB 2.218.2] "Wahrlich, so ich hätte tun können und dürfen, wie ich es als höchst nötig ansehen mußte, da es mir als Bekenner Deiner reinen Lehre, in der ich wohl bewandert war, nur zu grell einleuchtete, welch ein Unterschied zwischen der Lehre Roms und Deiner reinsten (Himmelswahrheit) hervortrat - so hätte ich der allerfalschesten Römerin für alle Zeiten den Garaus gemacht. Und wäre es mir vergönnt gewesen, nur noch zehn Jahre auf der Erde zu leben - bei Deinem heiligsten Namen, da hätte ich's auch getan! - Aber eben diese Luder, denen ich zum ärgsten Steine des bittersten Anstoßes geworden bin, haben gewußt, sich wie ein böses Krebsgewürm hinter meinen irdischen Lebensfaden zu schleichen und ihn vor der Zeit zu durchnagen. Und so mußte mein Vorhaben unterm Wege verbleiben.
[RB 2.218.3] "Aber es freuet mich dennoch, daß ich wenigstens den Weg zu ihrem Verfalle gebahnt habe und dieser Anfang gute Folgen hat. Denn so oft ich nur in dieser Welt von der Erde Kunde erhalte, so heißt es allzeit, daß die Hure Babels an der unheilbarsten Abzehrung leide. Und das ist für mich eine Wonne, ja ein völliger Himmel! O Herr, segne Du meine Arbeit, auf daß sie auf Deiner Erde gute Früchte trage! Es wird meine größte Freude sein, so Du mir sagst, daß ich Dir auf der Erde kein ganz unnützer Knecht war!"
[RB 2.218.4] Sage Ich: "Mein liebster Bruder Joseph! Ich kann dir vorderhand nichts anderes sagen als: Du Warst Mir ein Knecht wie wenige vor dir und wie bisher keiner mehr nach dir! Du handeltest ganz nach Meinem Herzen und warst treu in dem dir anvertrauten Haushalte! Daß ich es zuließ, daß du nur eine kurze Zeit auf der Erde zu dienen hattest, das hatte seinen Grund darin, weil die Menschheit deiner nicht wert war. Sie war zu schlecht. Darum habe Ich sie aber dann auch durch Kriege und allerlei andere Nöte und Trübsale heimgesucht, wodurch sie durch die Bank, hoch und niedrig, gedemütigt ward wie nicht leichtlich irgendwann vorher. Und diese Demütigungen sollen fortdauern, bis der letzte böse Same von der Erde vertilgt wird.
[RB 2.218.5] "Dir aber werde Ich erst jetzt ein rechtes Schwert geben, mit dem du der Hure Babels ganz anders wirst zusetzen können, als du es auf der Erde je hättest zu tun vermocht; denn du bist Mir ein rechter Kämpfer für diese allerwichtigste Sache! Was aber Babel und dessen schwarze, scharlach- und purpurrote Knechte alles für Greuel getrieben haben, brauchst du Mir gar nicht hier wieder zu erzählen; denn alles das weiß Ich am allerbesten, darum aber nun auch die Zeit des Gerichtes über sie gekommen ist.
[RB 2.218.6] "Jetzt aber gebe acht! Dort aus einem überaus finsteren Gewölbe trabt ein Erzbischof aus deiner Zeit zu uns hervor! Du wirst ihn sogleich erkennen, auch er dich! Dem gebe eine gemessene Antwort, wie Ich sie dir in den Mund legen werde."

219. Kapitel – Das wahre Wesen des Erzbischofs Migatzi. Zwiegespräch zwischen diesem und Joseph. Blick in tiefste Priesternacht.

[RB 2.219.1] Spricht Joseph: "Ja, ja, ich erkenne ihn an seinem Gange, er ist es! O Herr, wie sieht der aus! Das ist ja eine wahre Schreckensgestalt! Über ein förmliches Totengerippe hängt ein alter sogenannter Vespermantel. Und auf einem Totenschädel klappert eine Bischofsmütze voll Schmutz und Unflat. So trabt diese Schreckensgestalt langsamen und sichtlich überaus wankenden Schrittes auf uns zu. - Nun, nun, da bin ich denn doch neugierig, was dieses Monstrum vor uns tun wird!"
[RB 2.219.2] Sage Ich: "Es wird dir genug zu schaffen geben! Nur aber mußt du dich über nichts ärgern! Denn alle diese Wesen sind mehr oder weniger als Irrsinnige anzusehen."
[RB 2.219.3] Spricht Joseph: "Aber was mich bei diesem Menschen wundert, ist, daß er auf der Welt gerade einer von den hellsten Köpfen und mit mir mehr als alle anderen Bischöfe meines irdischen Regierungsreiches einverstanden war. Mir haben die Erzbischöfe von Salzburg, Prag, Olmütz, Gran, Erlau, Agram, Triest, Venedig, Triest und Mailand bei weitem mehr Mucken gemacht als mein Wiener. Ja, ich muß es offen gestehen, daß er mir in mancher Hinsicht bei meiner Reinigungsarbeit viele gute Dienste geleistet hat. Und ich kann eben deshalb schwer begreifen, wie dieser Mann in einen so jammervollen Zustand geraten ist."
[RB 2.219.4] Sage Ich: "Mein lieber Bruder, dieser Erzbischof Migatzi war einer, der es am meisten verstand, den Mantel nach dem Winde zu drehen. Er sah sich die Prügel wohl an und beurteilte scharf, ob sie übers Knie zu brechen wären oder nicht. War ihm einer zu massiv und stark, so legte er ihn ja nicht aufs Knie, sondern ließ ihn als ganzen - vergolden, damit fürs erste ja keine Seele merken solle, daß so ein gewaltiger Prügel auch zu der Zahl derjenigen gehörte, die ihm unter die Füße geworfen wurden; und zweitens, damit dann beim Anblicke solch eines gewaltigen, vergoldeten Prügels jedermann nur eine neue Macht in seinen Händen ersehen und erkennen möchte. Denn wer auf der Erde mit einem gewaltigen Kaiser Hand in Hand einhergehet, vor dem hat jedermann schon beinahe ebensoviel Respekt wie vor dem Kaiser selbst.
[RB 2.219.5] "Unser Erzbischof Migatzi sah es recht gut ein, daß man unter deiner Regierung sich nur lächerlich machen würde, so man mit dem Papste, der damals sehr von Österreich abhing und beispielloserweise dir auch selbst persönlich noch einen fürs zeitliche Wohl der Hierarchie wohlberechneten Besuch abstattete, zu sehr Hand in Hand ginge; daher schloß er sich lieber an dich an und wurde geheim ein Gesetzgeber des Papstes! Denn er korrespondierte fleißig mit dem Stuhle und sagte diesem, was er zu tun habe, um sich gegenüber deiner Macht und Erkenntnis aufrecht zu erhalten. Weil aber der Papst sich darnach richten mußte, so war das unseres Erzbischofs Migatzi größter Triumph, daß er also gewisserart ein Papst über dem Papst war. Und er hatte seine größte Freude daran, daß endlich einmal einer in Rom tanzen mußte, wie ein Erzbischof Migatzi in Wien pfiff.
[RB 2.219.6] "Sieh, das war der Grund, warum Wiens Erzbischof Migatzi es mit dir hielt! Die Prügel, die du ihm legtest, wußte er sehr gut aufzuklauben und sie allesamt zu vergolden und machte sie dann zu lauter Zeptern, die ihm große Zinsen trugen und eine große Macht und großes Ansehen verliehen. Aber so du meinen würdest, daß er auch innerlich also gesinnt gewesen sei, wie er sich äußerlich zeigte, da wärest du in einer großen Irre. Denn da war er mehr Papst als der Papst selbst und bei weitem mehr ultramontan (römisch gesinnt) als alle seine Kollegen. Ja, Ich sage dir, daß er dich insgeheim haßte, mehr als den Tod. Aber weil er durch dich gewisserart ein Gesetzgeber dem Papste geworden ist, so hielt er es mit dir und unterstützte dich in deinen Unternehmungen. - Kennst du nun den Mann, der mit dir auf der Erde Hand in Hand ging?"
[RB 2.219.7] Spricht Joseph: "Ah, so stehen die Aktien!? O du verschmitzter Kerl! Nein, da hätte ich mir doch eher alles, als so etwas von diesem Manne eingebildet! Ja, ja, der die sogenannte schwarze Politik erlernen und darinnen ein Meister werden will, der gehe zu den Schwarzen und Scharlachroten und zu all den Purpurmäntlern - da findet er sie sicher in einem so hohen Grade ausgebildet, wie sie kaum im Kopfe des Satans zu Hause sein dürfte. - Nun, warte, du Schwarzpolitiker, du sollst an mir einen sehr harten Knochen zum Abnagen bekommen!"
[RB 2.219.8] Sage Ich: "Gebe aber ja wohl acht darauf, daß er dir nicht um vieles härter wird, als du ihm! Denn Ich sage dir, daß dies einer ist, der sich mit allen Salben gesalbt hat, und daß es für jeden noch so erleuchteten Geist wahrlich keine geringe Aufgabe ist, einen also Gesalbten auf einen rechten Weg zu bringen. Fasse dich aber nun, er kommt uns schon sehr nahe. Sogleich wird er deiner und auch unser ansichtig werden."
[RB 2.219.9] Joseph faßt sich. Der Erzbischof Migatzi wird nun seiner ansichtig, tritt rascher zu ihm hin und sagt mit einer stark kreischenden Stimme: "Ich grüße dich, Bruder Joseph! Aber wie kommst denn du hierher in dies elende Loch?!" - Sagt Joseph: "Um dich zu besuchen, Bruder!" - Sagt der Erzbischof Migatzi: "Das ist sehr schön von dir! Aber wenn du noch also ein Erzketzer bist, wie du es auf der Erde warst, da wirst du hier ganz verdammt übel aufgenommen werden!"
[RB 2.219.10] Spricht Joseph: "Das macht einem Joseph nichts! Denn du weißt es ja, daß sich ein Joseph überall eine gute Aufnahme zu verschaffen versteht. Du magst mir sagen, was du willst, und ich werde dir stets jene Antwort geben, die ich dem Patriarchen von Venedig gab, als er mir ein Gemälde zeigte, das da die merkwürdige Szene vorstellte, so der Papst über den Nacken eines schwachgewordenen Kaisers auf sein Maultier steigt und den Kaiser mit dem stolzesten Gesichte verächtlich anblickt." - Fragt der Erzbischof Migatzi: "Und wie lautete diese Antwort?" - Sagt Joseph: "»Tempi passati! - Das heißt: das sind vergangene Zeiten! Jetzt diskutiert man anders!« Und solch eine Antwort wirst auch du von mir erhalten, so du mir mit etwas kommen solltest, was mir nicht munden sollte. Denn weißt du, ich habe dir gegenüber noch nicht aufgehört, ein Kaiser zu sein. - Sage mir aber nun, wie es dir hier geht und was du hier machst."
[RB 2.219.11] Spricht der Erzbischof Migatzi: "Eine talkete (törichte) Frage, wie's unsereinem hier gehe und was man mache! - Siehe mein Gesicht an, das bis zu den Knochen herabgemagert ist, und dir muß die Antwort doch von selbst werden! Meine Arbeit aber siehst du doch an meiner Kleidung! Mundus vult decipi, ergo decipiartur! (Die Welt will betrogen sein, also betrüge man sie!) Das ist unser Geschäft von jeher gewesen und ist es daher auch noch jetzt! Die Menschheit will vom größten Wunder in ihr, das da ist die göttliche Vernunft und der ihr gleichkommende göttliche Verstand, keinen Gebrauch machen. Ein noch so dumm angestelltes Spektakel ist ihr lieber, sie will nicht denken, ist lange zu träge dazu. Sie will einen durch Wunder hineingezauberten Glauben, damit sie dabei das mühsamere Denken entbehren kann. Also ist es ja klar, daß sie betrogen sein will. Volenti autem non fit injuria (Dem Selbstwollenden geschieht kein Unrecht). Also sei sie denn auch betrogen!
[RB 2.219.12] "Lasse du Musiker, Maler, Dichter und Schauspieler bester Art in einem Saale spielen, malen, dichten und deklamieren, in einem andern Saale aber vom berühmten Magier Philadelphus Zaubereien aus dem Gebiete der ganz natürlichen Magie produzieren - ich versichere dich, der Zauberer wird das allermeiste und größte Auditorium (Publikum, Zuhörerschaft) haben, während die wahren Verstandes- und Gemütskünstler ihr Publikum sehr leicht werden überzählen können. Jedes Stück des Magiers ist ein Trug, aber das macht dem dummen Menschen nichts, wenn er nur etwas Wunderähnliches angaffen kann, so geschieht es ihm schon leichter. Wie ein Ochse tritt er die Großwunder Gottes leichtsinnig mit seinen schmutzigen Füßen. Die (wahren Werke Gottes) aber machen auf ihn nahe gar keinen Eindruck. Die Sonne, der Mond, die Sterne, die herrliche Erde mit ihren Wundern ohne Zahl und Maß, das ist dem ochsigen Menschen rein Pomade! Aber in einen scheinbar leeren Becher eine Kugel hineinwerfen und hernach a la Hokuspokus drei herausholen - das ist Wunder über Wunder! Und siehe, so war die Menschheit, so ist sie jetzt und so wird sie sein so lange auf der Erde Menschen existieren werden! Daher ist der Grundsatz der Jesuiten das Beste, was je die menschliche Vernunft erfunden hat; denn er ist aus der eigentlichsten Natur der Menschheit entnommen.
[RB 2.219.13] "Die weisen Ägypter haben eine der besten Religionen aufgestellt, die rein auf Mysterien und Zaubereien aller Art begründet war. Sie hielt sich aber deshalb auch über zweitausend Jahre. Als aber gewisse Volksfreunde unter dem Volke aufstanden und dasselbe über den Betrug ihrer heiligst gehaltenen Religion aufzuklären anfingen, da gab es dann nur zu bald auch eine Masse Feinde der Priester und ihrer Religion. Die Tempel wurden zerstört und die Priester häufig getötet oder im besten Falle aus dem Lande vertrieben. Frage: was aber hat das Volk dabei gewonnen? Nichts als Not, Elend, Trostlosigkeit, Verzweiflung und am Ende den völligen Verfall seiner Nationalität und seiner uralten, nahezu göttlichen Berühmtheit! - Wäre es denn nicht besser, so diese unzeitigen Volksbeglücker mit ihrer Verstandesschärfe unter dem ägyptischen Volke nie aufgestanden wären?! Das Volk wäre bei seinen wunderreichen Festen in seiner Dummheit glücklich geblieben. Und die Priesterschaft, die eigentlich allein weiß, das der Mensch nichts ist und auch ewig nichts zu erwarten hat, hätte dafür - daß sie die Sicherheit und das traurige Gefühl der jeden Menschen nach dem Tode erwartenden ewigen Vernichtung für sich allein in die Verwahrung nimmt, aber dabei doch unermüdlich bestrebt ist, bei dem blinden Volke den Glauben an einen Gott und an die Unsterblichkeit durch jedes taugliche Mittel aufrecht zu erhalten und ihm dadurch eine recht hoffnungsreiche und fröhliche Existenz zu sichern - wohl ihre Einkünfte ungestört genießen können, da sie von dem Volke denn doch die größte Last auf ihren höchsteigenen Nacken nimmt und allein mit jedem Tage und mit jeder Minute der ewigen Vernichtung entgegensieht.
[RB 2.219.14] "Lasset beim Volke die Einsicht lebendig und überzeugend aufkommen, daß es nach dem Tode kein Leben mehr gibt, und ihr werdet dann das Volk sogleich in alle erdenklichen Entartungen übergehen sehen! Ja, in wenigen Augenblicken werden viele aus dem Volke zu Tigern und Hyänen! - Der Priesterstand nimmt das alles auf seine Haut. Er allein sieht der ewigen Vernichtung mutig entgegen, weil er allein den großen Vorteil des Nichtseins vor dem Sein allerklarst einsieht. Und sonach ist es wohl der größte Undank gegen diese größten Wohltäter der Menschheit, so sie von gewissen Volksaufklärern entlarvt und als offenbare Betrüger dem Volke angeschuldigt werden. Sie sind es allerdings, aber nicht zum Nachteile, sondern nur zum entschiedensten Wohle der Völker!
[RB 2.219.15] "Warum sind die Chinesen und hauptsächlich die Japanesen nahezu die glücklichsten Völker der Erde? Weil sie in ihrer Dummheit noch nie gestört worden sind, indem ihre weisen Regenten dafür eine Hauptsorge tragen, daß ihre Völker ja nie zu irgendeiner Aufklärung gelangen. Einige wenige, die es wagten, diesen Völkern ein sogenanntes Lichtlein anzuzünden, wurden arg bedient. Und so haben sich denn doch nicht so leicht wieder andere eingefunden, die es gewagt hätten, dem Volke ein Licht anzuzünden.
[RB 2.219.16] "Du selbst, mein sonst überaus schätzbarer Freund, hast aber als Regent, statt mit der Priesterschaft ungestört Hand in Hand zu gehen, ihr eine Wunde geschlagen, die ihr schwerlich je eine Zeit wieder verheilen wird. Was soll da ein wahrer Erzbischof von dir urteilen?! Ja, was die ganze vernünftigere Menschheit?! - Du nahmst ihr das eine und gabst ihr nichts Besseres dafür!
[RB 2.219.17] "Wenn ein Mensch in seiner Dummheit glücklich ist, warum ihn aufwecken, auf daß er unglücklich werde?! Alle Menschen sind zum Tode ausgesetzte Delinquenten (Übeltäter). Wenn der Delinquent aber schläft, so ist er glücklich in seinem Traume. Wird er aber wach, was dann? Sieh, da faßt ihn der Todesgedanke, und er ist sogleich unaussprechlich unglücklich! - Sage, hat der dem Delinquenten eine Wohltat erwiesen, der ihn aus dem Schlafe gerüttelt hat?
[RB 2.219.18] "Nicht umsonst nennt sich die Kirche eine Mutter. Denn sie ist den Völkern wirklich das, was die Mutter ihren Kindern ist. Sie gibt den Völkern allerlei sanft zum Schlafe reizende Speisen und Getränke, auf daß sie der Welt gräßlichen Jammer nie fühlen und schmecken sollen. Und wer fest an der Kirche hängt und ihre Mittel gebraucht, der wird denn auch wahrlich den eigentlichen Todesschmerz nie empfinden. Wehe aber jedem Volksaufklärer! Der Tod wird sich schrecklich rächen an ihm! Was bedünket dich nun? Wirst du mir da auch mit deinem törichten »tempi passati!« kommen können?"

(Anm.: Die typische Ansicht, wie schon bei den Essäern, dass es keinen eingreifenden Gott gäbe, aber eine "Altweiberkirche" beruhigend wirke)

220. Kapitel – Joseph weist Erzbischof Migatzi an den Herrn. Migatzi erklärt das Jenseits für Trug und Joseph für geisteskrank. Joseph über die Ursache seines Todes.

[RB 2.220.1] Sagt Joseph fortfahrend: "Schaue, Freund, wie dumm und gänzlich gehaltlos deine Gründe sind, mit denen du deine Kirche - natürlich nur mir gegenüber beschönigen willst, erhellt allein schon zur Übergenüge, daß wir beide dem Leibe nach gottlob schon vor sechzig Erdjahren gestorben sind und nun, nach diesem Leibestode, hier ganz wohlerhalten, frisch und gesund fortleben! - Würde das Volk im wahren, lichten Glauben unterwiesen sein, so würde es sich auch leichter leiten lassen und wäre mutiger in allen seinen Unternehmungen und emsiger in allem Guten, wahren und Schönen. Da es aber, statt zu wachen und alle Dinge in ihrer Wirklichkeit zu schauen, nur schläft und sich von einem Traume in den andern hineinschnarcht, so ist bei solch einem Volke an einen wahren geistigen Fortschritt gar nicht zu denken. Wie schnell erblühten in England die zweckmäßigsten Erfindungen aller Art, als der Geist dieses Volkes nur zu einiger Freiheit gelangt war! Was aber haben wir in Österreich unter der Regierung meiner Mutter aufzuweisen? Nichts und noch tausendmal nichts! Wir können nichts als schlechte Taschenveitel fabrizieren.
[RB 2.220.2] "Mein erster Minister fragte mich einmal, nachdem er eine Zeitlang eine Stecknadel betrachtet hatte, ganz im Vertrauen, wie etwa doch diese beknöpften Stifte verfertigt würden. Und, so wahr ich dastehe, ich konnte ihm selbst keine Antwort geben! Denn sogar ich als Kaiser hatte davon wirklich keinen Begriff, dachte aber bei mir: mit der Aufklärung meines großen Staates muß es verdammt schlecht stehen, da sogar ich als Kaiser nicht weiß, wie eine wahrlich lausige Stecknadel geschaffen wird! - Zudem habe ich auch noch in die Erfahrung gebracht, wie ein Kapuziner gegen den Gebrauch der Stecknadeln mit höllischem Mord und Brand auf der Kanzel geeifert hatte, da er sie als eine reine Zauberei ansah. Der hat doch sicher auch keinen Begriff gehabt, wie die Stecknadeln verfertigt werden. Er habe es selbst einmal versucht und habe eine ganze Woche sich die unsäglichste Mühe gegeben, eine solche Nadel zu verfertigen, sei aber um alle Welt nicht imstande gewesen, auch nur eine zuwege zu bringen; aber in seiner törichten Mühe sei der leibhaftige Gottseibeiuns zu ihm gekommen und habe gesagt: »Verschreib, mir deine Seel', und ich will dich die Kunst lehren, Stecknadeln tausendweise zu machen.« Darüber habe er sich so gewaltig erschreckt, daß er vor Angst umgesunken sei. Und wäre ihm nicht die allerseligste »Maria auf der Stiege«, die er stets am meisten verehrt habe, zu Hilfe gekommen, so wäre er offenbar verloren gewesen.
[RB 2.220.3] "Wenn nun das arme Volk solchen ungeheuren Ochsen von Geistlichen überlassen ist, frage ich: welche Früchte lassen sich von solch einem Volke erwarten? Und siehe, dieser und zehntausend ähnliche Anlässe sind mir zu Ohren gekommen und bestimmten mich denn auch notwendig, solchem krassen Unfug für alle Zeiten ein Ende zu machen. Und, gottlob, der Herr hat meine Mühe gesegnet und sie mir zu keiner Sünde gerechnet! Der Papst bekommt nun eine Ohrfeige um die andere von der lieben Welt und hat bei Millionen bereits gottlob alles Ansehen weidlichst verloren. Ja ein Prinz Schnudi und Piripinker stehen in einem größeren Respekte als der Papst mit all seinem Anhange. Und dazu habe ich den ersten Hauptgrundstein gelegt, den freilich früher ein Luther, Calvin, Huß und Melanchthon schon behauen haben. Ich bin dafür von Rom aus freilich wohl etliche Millionen Male bis in die unterste Hölle verdammt worden; aber, gottlob, es brachte mir das keinen Schaden. Denn da sieh her, Der hier fest neben mir stehet, ist Christus, der Herr Himmels und der Erde Selbst! Und ich glaube, wer so, wie ich, bei Ihm ist, der wird ja etwa doch wohl so ein bißchen selig sein!"
[RB 2.220.4] Sagt nun der Erzbischof ganz aufgeregt: "Du warst schon im Mutterleibe ein Ketzer und wirst als solcher auch in der Hölle verbleiben in Ewigkeit! - Du meinst, daß wir schon gestorben sind!? O du Narr! Für die Welt, politisch genommen, sind wir freilich gestorben, weil wir uns in den Ruhestand zurückgezogen haben; aber nicht so in der Wirklichkeit, da wir doch noch alle in dem sichtbaren Wien leben und herumgehen und -fahren, so wir eine Gelegenheit bekommen. Bin ich doch erst unlängst in Hietzing (sehr schönes Dorf in der Nähe Wiens, fast nur aus Villen, Landhäusern und Gasthäusern bestehend; beliebter Ausflugsort der Wiener) gewesen und habe mir dort recht wohl geschehen lassen! Und das wird doch nicht etwa in der Geisterwelt - so du es mir erlaubst zu sagen - gewesen sein!? Oder gibt es etwa auch in der Geisterwelt ein natürliches ,Wien', ein ,Hietzing', einen ,Heurigen' und ,geback'ne Hend'l, mit einem delikaten ,Häuptelsalat'? - Geh, laß dich nicht auslachen! Ich als ein Erzbischof werde es doch besser wissen, was es mit der Geisterwelt für eine Bewandtnis haben müßte, so es eine gäbe! Aber da es nach dem Tode kein Leben mehr gibt und geben kann, so fällt die ganze Geisterwelt ja von selbst ins rein Blaue hinein. - Und mit der Gottheit Christi wird's etwa doch auch den allerallmächtigsten Faden haben! Wie weit aber mußt du es in deiner Narrheit gebracht haben, daß du einen echt polnischen Binkeljuden für den Nazarener hältst, der am Kreuze lange gut gestorben ist und in alle Ewigkeit nimmer lebendig wird! Es ist wirklich viel, daß du dich nicht selbst schon lange für Christum gehalten hast; denn ein Narr zur Genüge wärst du schon lange dazu gewesen!
[RB 2.220.5] "Weißt du denn nicht, und hat dein traurig-leidender Zustand dir denn dein Erinnerungsvermögen so ganz und gar verstört, daß du nun dich nimmer entsinnen kannst, daß du ein Narr geworden und als solcher in die geheime k. k. Irrenanstalt gekommen bist!? Sieh, dies Ereignis wird dir das Gefühl gemacht haben, als seiest du gestorben! Aber dem ist nicht also! Du bist nur irrsinnig geworden, was du noch mehr oder weniger bist, und das erzeugt in dir das Gefühl des schon Gestorbenseins. - So du aber wolltest, da könnte ich dich bald heilen, auf daß du dann wieder des Lebens goldne Freiheit genießen könntest. Du weißt es ja, so dir noch irgendeine Erinnerung geblieben ist, daß ich nie ein sogenannter Zelote war, am wenigsten dir gegenüber. Geh, biederer Freund, und laß dich kurieren!"
[RB 2.220.6] Spricht Joseph: "Mein Freund, du behauptest Dinge hier, die einem Spinoza, den doch die Kirche selbst, nachdem er schon mehrere Jahre begraben war, wieder ausgraben, öffentlich verdammen und dann verbrennen ließ, wahrlich keine Schande gemacht hätten! Ich, ein Narr!? Nein, das ist alles, was man sagen kann! Das ist dir gelungen! Schau, ich habe doch schon so manches über mich lügen gehört, aber so etwas ist mir noch nicht vorgekommen. Daß du an die Unsterblichkeit und an Christum nicht glaubst und - salve venai! (mit Erlaubnis) - auch nie geglaubt hast, das geniert mich eigentlich gar nicht und ich will mir da auch keine Mühe geben, dich in diesen Glauben einzuführen; aber daß du behauptest, Ich sei auf der Welt irrsinnig geworden, das geniert mich, indem ich nur zu bestimmt weiß, wie und aus welche Weise ich so ganz eigentlich das Zeitliche mit dem Ewigen vertauscht habe.
[RB 2.220.7] "Siehe, durch nur zu gewisse Sorge von eurer kirchlichen Seite habe ich höchst wahrscheinlich nach dem Beriechen eines seltenen Blumenbuketts oder einer Prise Spaniols ein Übel in meinem Kopfe wahrzunehmen angefangen, das sich wie ein starker Kopfkatarrh zu äußern begann. Ich achtete dieser Sache nicht und dachte, dieser Schnupfen wird so vergehen, wie sonst bei mir noch jeder vergangen ist. Aber dem war es nicht so. Als der Schnupfen mir zu lange andauerte und, statt besser, nur von Tag zu Tag schlimmer ward, ließ ich natürlich meinen Hofarzt kommen, der aber auch nichts anderes sah als ich, nämlich einen recht hartnäckigen Kopfkatarrh. Ich mußte ins Bett, mußte schwitzen und Tee saufen und allerlei Dunst in die Nase ziehen. Es ward mir daraus wohl etwas besser; aber einen gewissen Druck gerade wie aufs Gehirn im Oberhaupte verspürte ich von Tag zu Tag fühlbarer, den ich aber anfangs auch zu wenig achtete - bis sich nahe an derselben Stelle auch äußerlich ein Tuberkulum malum (bösartiges Geschwür), wie es meine Hofärzte nannten, zu entwickeln begann, das trotz aller ärztlichen Mühe und emsigster Behandlung von Tag zu Tag schlimmer ward.
[RB 2.220.8] "Man tröstete mich, so gut man konnte, berief aber endlich doch ein Ärztekonzil zusammen. Das Konzil erkannte an meinem Kopfabszesse nichts gefährliches, bis auf einen gewissen schlichten Arzt namens Quarin. Dieser schüttelte hinter der Türe mit seinem Kopfe verneinend, wurde von mir im gegenüberhängenden Spiegel entdeckt und sogleich hervorgerufen und gefragt, ob das Übel zu heilen sei. Und Quarin sagte entschieden: "Nein!? - wofür er von mir geadelt und bestens dotiert ward. Von da an ward es mit meinem Leibe von Stunde zu Stunde schlechter. Und ich starb bald darnach bei meinem vollsten Bewußtsein, ohne die geringste Furcht vor dem sicheren Tode. Als ich starb, da kam es mir vor, als ob ich ganz süß eingeschlafen wäre; erwachte aber bald daraus, nur, gottlob, nicht mehr in der materiellen, sondern in der geistigen Welt, in der ich noch zu sein und ewig zu verbleiben die Ehre habe.
[RB 2.220.9] "Ich meine, aus dem dürfte dir denn doch klar sein, daß mein Erinnerungsvermögen nicht so ganz und gar futsch ist, als wie du es soeben behauptet hast, - He, was meinst du da? Rede nun!"

221. Kapitel – Migatzi gibt für Josephs Tod eine andere Erklärung. Er verlangt Beweise über Jesus. Josephs Rede über den Geist der Liebe als einzigen Gotteszeugen.

[RB 2.221.1] Spricht der Erzbischof Migatzi: Mein lieber guter Freund! Du kannst zwar reden, was du willst und magst und kannst - das macht mir nichts! Denn ich war keiner von jenen Pfaffen, die dir bei deinen kirchlichen Reinigungsarbeiten je irgend in den Weg getreten wären, obschon ich als Erzbischof und Kardinal zugleich es hätte tun können. Kurz, alles, was du mir hier gesagt hast, beleidigt mich nicht; aber daß du mich so gewisserart eines Attentats auf deine Person beschuldigst, das ärgert mich. Denn ich meine, daß ich wohl dein intimster Freund und, ganz im strengsten Inkognito, ebensogut ein Freimaurer war, wie du es warst, und daher auch wohl wußte, warum ich auf der Welt mit deinen Neuerungen einverstanden war. Ich erkläre es dir daher als ein allzeitig helldenkender Ehrenmann, daß du mit deinem Attentatsglauben rein auf dem Holzwege bist!
[RB 2.221.2] "Sieh, das ganze Wesen deines Übels war fürs erste schon ein angeborener Organfehler, bestehend in einer Art Kopf-Skrofeln, die aber dir so lange gerade keine besondern Anstände machten, als du hinsichtlich der Venus dich mehr zurückhaltend benahmst. Als du aber dieser sehr zu huldigen angefangen hast und in letzter Zeit auch von einer gewissen Reizendsten so comme il faut angesteckt worden bist, da hat dein Kopfübel von diesem Gifte etwas eingesogen. Du achtetest die Sache zu wenig, und die Ärzte haben wie gewöhnlich das Übel nicht erkannt und dich ganz falsch behandelt; und so war es denn auch nicht anders möglich, als daß du am Ende ein Opfer deines Übels werden mußtest. Also du selbst und niemand anders war schuld an deinem entweder eingetretenen Irrsinne oder, so du schon gestorben sein willst, an deines Leibes Tode! Beschuldige also fortan die Kirche nicht mehr! Denn sie ist ganz unschuldig an deinem Übel, das dich so oder so zugrunde gerichtet hätte.
[RB 2.221.3] "Mir wäre es im höchsten Grade angenehm gewesen, wenn wir noch viele Jahre miteinander Österreichs Völker hätten leiten können. Aber ein Fatum hat es so gewollt, daß du und ich samt dir vom großen Schauplatze unseres Wirkens haben abtreten müssen. Wir können die Gesetze der Unendlichkeit und ihrer Zeiten nicht verändern, und so sind wir beide entweder, wie du behauptest, gestorben, oder, nach meinem richtigeren Dafürhalten, pensioniert und in eine geheime Irrenanstalt gebracht worden, aus der wir im strengsten Inkognito alle Jahre ein paar Male ins Freie hinaus einen Spaziergang machen und allda etwas genießen dürfen. - Joseph, sei gescheit, und halte diese Juden doch nicht für mehr als sie sind! Sollte dies aber wirklich die Geisterwelt sein und auch an Christo etwas gelegen sein - so wird sich dieser gegenüber einem Kaiser und einem Kardinale doch anders präsentieren als wie ein gemeinster Binkeljude? - Was für Beweise hast denn du für deine Behauptung? - Christus, ein Binkeljude! Aber ich bitte dich!"
[RB 2.221.4] Spricht Joseph: "Aber ich bitte dich auch, dich eben in der allerhöchsten, persönlichen Gegenwart Jesu, des Herrn, ein wenig anders zu benehmen, sonst wird es mit deiner Kardinalschaft bald aus sein! Die Geduld des Herrn muß zwar unergründlich groß sein, daß Er so gelassen solch einen Unsinn, wie er zwischen uns beiden zum Vorscheine kommt, anhören mag und kann. Aber ob sie gerade ohne alle Grenzen ist, das möchte ich wohl äußerst stark bezweifeln. Denn so oft Menschen und Geister zu lange, zu grell und zu hartnäckig zu sündigen anfangen und von ihren törichten Bosheiten sich nimmer abwenden wollen, dann, glaube ich, wird Er solche Späße Sich nicht gar zu lange gefallen lassen. Hätte z.B. ich selbst auf der Erde den Anreizungen der Venus ein paar Jahre früher schon kein Gehör gegeben, als der gute himmlische Vater mich durch allerlei Vorkommnisse meines Lebens davor wohl zu öfteren Malen deutlich hatte mahnen lassen - so hätte ich vielleicht trotz aller Nachstellungen meiner Feinde um etliche zehn bis zwanzig Jahre länger leben und die Völker im Namen Gottes bestens regieren können. Aber da ich diese heilsamsten Mahnungen des Herrn nur zu leicht in den Wind schlug, so ist dem Herrn über mich die Geduld nur so um ein ganz geringes ausgegangen, und ich mußte ohne Gnade und Pardon dem Leibe nach ins Gras beißen, und das schmerzlich und bitter genug. Also, Freund, setze die Geduld des Herrn nicht auf eine zu lange Probe! Verstehst Du!?"
[RB 2.221.5] Sagt der Erzbischof Migatzi: "Aber lieber Freund, das mag ja alles sein, aber bevor ich mich vor ihm als Christo dem Herrn gehörig zusammennehmen kann, muß ich ja doch erst einsehen, daß er es wirklich ist! Was nützt mir dein Reden? Beweise mir zuvor, daß er es wirklich ist, dann werde ich gleich anders zu denken und zu reden anfangen. Ich habe dich ja nur um den Beweis gebeten; nicht aber, daß ich von dir erführe, wie kurz oder wie lang etwa die Geduld des Herrn ist. - Gebe mir Beweise, und es soll sich dann zeigen, ob ich da auch noch so dumm in den Tag hinein reden werde, wie nun."
[RB 2.221.6] Spricht Joseph: "Solange es dir dein eigenes Herz durch den Geist der Liebe nicht sagen wird: Dieser ist es! - so lange nützen dir auch alle Beweise nichts! Wird es dir aber dein Herz sagen: Dieser ist es - dann bedarfst du auch keines andern Beweises. Denn wer Jesum erkennen will, der muß Ihn lieben. Wer aber Jesum liebt, der hat Ihn auch lebendig in sich, und das ist eben der alleinige Beweis, durch den jedermann Christum am ersten und am ungezweifeltsten erkennen kann und muß. - Liebe Christum in diesem dir so sehr gering vorkommenden Juden zuvor aus allen deinen Lebenskräften, und es wird sich dann zeigen, ob hinter diesem Juden bloß ein Jude oder vielleicht denn doch etwas mehr steckt."
[RB 2.221.7] Sagt der Erzbischof Migatzi: "Du bist aber doch ein närrischer Kauz! Wie kann denn ich in diesem Juden Christum zu lieben anfangen, bevor ich es weiß, daß er es wirklich ist!? Hieße denn das nicht die Gottheit Christi, so er schon wirklich also Gott ist, wie es die alte Mythe uns überliefert, tiefst herabsetzen und entheiligen, so man gleich ohne alles weitere Forschen und Denken in jedem nächst-besten Juden Christum den Herrn zu lieben und zu verehren anfinge?! Christum unter jenen Gestalten des Brotes und Weines zu lieben, zu verehren und anzubeten, das tut sich, da Er Selbst diese Gestalten an Seiner Stelle als gleichwertig eingesetzt hat. Aber Christum in einem ganz gewöhnlichen Menschen und Juden noch dazu zu lieben, zu verehren und anzubeten, das Freund, hieße mit der Liebe zu Christo wahrhaftigst Schindluder treiben! Das werde ich wenigstens nicht tun! Denn ist Christus entweder bloß nur eine fromme Volksfabel, so ist das eine wie das andere eine Dummheit. Ist aber Christus im Ernste das, was uns die Mythe von ihm überliefert hat, so wäre ein Nachkommen deiner Aufforderung doch offenbar die gräßlichste Gotteslästerung, die mit der untersten Hölle bestraft werden müßte."
[RB 2.221.8] Spricht Joseph: "So!? - Wäre nicht übel! - Was lehrt denn Christus Selbst? Sieh, du echter Pharisäer Roms, Er sagt: »So aber jemand ein armes Kind oder einen armen Bruder aufnimmt in Meinem Namen, wahrlich, Ich sage es euch, der nimmt Mich auf. Wer aber Mich aufnimmt, der nimmt auch Den auf, der Mich gesandt hat!« - So aber also der Herr Selbst Sich mit unsern armen Brüdern gleichstellt, was sollten denn hernach wir eines andern Sinnes sein?! Ich sage es dir, nichts als unser Hochmut ist es, der einen allerglänzendsten und allergrößt-erhabenen Gott sich einbildet und Christum in einer niedrigeren Bekleidung fahren läßt, weil des Menschen hochmütige Seele nichts niederes und demütig Aussehendes ertragen kann! Der Hochmütige nur wünscht sich einen Gott mit Krone und Zepter; der Demütige aber also, daß auch Er sich's getrauen könnte, die Augen zu seinem freundlich und mehr ihm gleich aussehenden Gott zu erheben und zu sagen: »O Herr! Wohl kommst Du im Kleide der herzlichsten Demut zu mir armem Sünder; aber dennoch bin ich ewig nicht wert, meine Augen zu Dir emporzuheben.« - Was meinst du wohl, welcher von beiden dürfte Christo dem Herrn der bei weitem Angenehmere sein?"

222. Kapitel – Selbstgespräch Migatzis. Er möchte sich zum Herrn bekennen, fürchtet aber seine Amtsgenossen. Joseph hilft ihm zurecht.

[RB 2.222.1] Sagt der Erzbischof Migatzi: "Warte ein wenig, da muß ich ein wenig nachdenken, um dir eine würdige Antwort geben zu können!" - Hieraus legt der Erzbischof drei Finger der rechten Hand auf seine Stirne, reibt diese recht tüchtig auf und ab und hin und her und sagt in sich zu sich selbst: "Bei meinem armseligsten Leben, dieser Joseph ist am Ende orthodoxer als ich, der ich doch ein Erzbischof und Kardinal zugleich bin! Und so ich mich nicht genierte, wäre ich beinahe genötigt, anzunehmen, was er mir von diesem Juden vorsagte. Wenn ich allein wäre, so wäre es auch schon geschehen. Aber meine sehr zahlreichen Kollegen, die hier mit mir diesen Vatikan bewohnen, würden über mich ja alle Teufel aus der Hölle heraufbeschwören, wenn ich so was täte. Hm, hm, hm! Wenn ich nur wüßte, was da des Rechtens zu machen wäre! Meine Kollegen, die ohnehin immer einen Spitz auf mich haben, bewachen mich mit Argusaugen und behorchen mich mit Midasohren. Ich dürfte nur eine Miene machen, mich an diese Gesellschaft anzuschließen, so würden die Kerls sogleich also über mich herfallen, wie die hungrigsten Hunde über einen schweißenden Hasen. - O Joseph, du hast ganz recht in allem, was du über Rom gesagt! Es ist also und nicht anders, das weiß ich am besten! Aber was kann einer machen, der eben auch zu ihrem Gremium (Körperschaft, Gemeinschaft) gehört?
[RB 2.222.2] »Man muß dem Volke einen großartigen blauen Dunst vor die Augen machen, Handlungen verrichten, die einem zum Speien fade und dumm sind, und dem Volke etwas glauben machen, was man selbst doch um alle Schätze der Welt nicht glauben könnte. Man muß sich ferner mit einem gottähnlichen Nimbus umgeben, während man im Grunde bei weitem unter dem Werte eines Schweinehalters steht. Denn was ist man denn als ein Erzbischof und Kardinal?! Nichts, gar nichts! Man kann nichts, man weiß fast nichts mehr von all dem, was man in den Studien gelernt hat. Und auf der erzbischöflichen Höhe lernt man auch nichts mehr als höchstens seine Finanzen in der sehr interessierten Ordnung zu erhalten und sein hochkirchliches Regiment mit einer alles zermalmenden Hochwürde zu versehen und die Hölle stets offener zu halten als den Himmel. Das ist das hohe Amt eines Erzbischofs! Man stellt einen Apostelissimus (Oberapostel) vor, dem vor dem blinden Volke schon sozusagen die Gottheit Selbst gehorchen müsse, und ist aber in und bei sich selbst in re vera (in Wahrheit) im Grunde des Grundes gar nichts, ja ein diplomiertes Nichts, das vor allem Volke in den höchsten, gottähnlichen Ehren dasteht, vor sich selbst sich aber doch offenbar insgeheim ärger schämen muß als ein Bettpisser, indem man sich doch bei nur irgendeinem Gewissen alle Tage hundert Male ins Ohr raunen muß: ,Du bist nichts! Denn das was du vorstellst, ist an und für sich nichts! Ohne Schuster und Schneider könnten die Menschen schwer bestehen, aber ohne einen Erzbischof unendlich leicht!' Das ist eine unbestreitbare Wahrheit; aber wer dürfte es wagen, sie offen auszusprechen?! Darin liegt eben der große Höllenhund begraben, daß selbst des redlichsten Priesters Mühe dahin gerichtet sein muß, das Nichts als ungeheuer Großes aufrecht zu erhalten und es stets für großes Geld an das dumme Volk zu verkaufen! Wahrlich, ein schönes Geschäft für einen Ehrenmann!
[RB 2.222.3] "O Joseph, du hast recht! Aber ich darf dir nicht recht geben! Denn gebe ich dir recht, so werden sie über mich herfallen von allen Seiten und Winkeln und mir den Mund gehörig zu stopfen verstehen. Hm, hm, hm, wenn ich nur wüßte, wie ich mich aus den Schlingen dieser meiner Lauskollegen losmachen könnte! Mit dem größten Vergnügen täte ich's. Nicht nur diesen recht ehrlich aussehenden Juden, der, neben Joseph stehend, sich mit einem Mann und einem Weibe bespricht, sondern einen jeden Schusterjungen möchte ich als einen Halbgott mir gegenüber verehren und anbeten, der ich im Grunde gar nichts bin. Aber meine allerfinstersten und bösesten Kollegen! O Gott, wie würde mir's da ergehen?! - Ich weiß, mein lieber Freund Joseph, so gut wie du, daß ich dem Leibe nach gestorben bin und mich schon bei sechzig Jahren und vielleicht schon darüber hier in der Geisterwelt befinde, obschon ich auf der Welt nicht daran geglaubt habe, daß so etwas möglich wäre. Aber wehe mir, wenn ich vor meinen Kollegen so etwas fallen ließe! Ich glaube, die Kerls würden mich vor Wut und Grimm in Stücke zerreißen, weil sie noch immer in der vollen Idee leben, daß sie noch Erzbischöfe und Kardinäle auf der Erde sind.
[RB 2.222.4] "O Joseph, helfe mir von meinen Kollegen, und du sollst deinen Migatzi gleich in einem andern Lichte erblicken! - Migatzi war in seinem Herzen nie ein Freund Roms, mußte aber äußerlich tun, als wäre er es. Auch du, guter Joseph, kanntest deinen Migatzi nicht. Aber dein Migatzi kannte dich und bot dir auch stets, so viel es möglich war, die hilfreiche Hand. Aber es ist traurig, daß ich mit dir anders reden muß, als ich denke und so ganz eigentlich mit dir reden möchte. Du kennest Rom wohl; aber ich kenne es besser. Du kennst nur, was du gesehen und gehört hast; aber ich kenne den Grund, auf dem Rom steht; den kannst du nicht kennen - und siehe, eben darin liegt der große Höllenhund begraben. Solange über den nicht ein Herkules kommt und ihn um seine Köpfe kürzer macht, wird es nie vollends Tag auf der lieben Erde werden!"
[RB 2.222.5] Aus dies Selbstgespräch macht der Erzbischof einen Seufzer und sagt zu Joseph: "Lieber Freund, ich habe dich auf eine würdige Antwort ein wenig zu warten geheißen. Du hast darauf auch ganz geduldig gewartet. Aber ich kann dir dennoch trotz all meines Denkens keine Antwort geben. Denn es gibt Dinge zwischen dem Monde und der Sonne, von denen sich noch keine menschliche Weisheit etwas hat träumen lassen. Ich hoffe, du wirst mich verstehen!?"
[RB 2.222.6] Sagt Joseph: "Ja, ja, ich verstehe dich, und in diesen Räumen gibt es noch eine große Menge Erzpfaffen, vor denen du eine unsägliche Furcht hast, die aber ebenso eitel und leer ist wie deine erzbischöfliche Hochwürde. Siehe, der Herr hat mir das Ohr meines Herzens aufgetan und ich vernahm deine Gedankenrede, weshalb du mir nun denn auch keine Antwort mehr zu geben brauchst, da ich die Antwort schon habe. - Von nun an aber bist du auch ganz mein liebster Freund, und der Herr hier wird das an dir gutmachen, was dir noch fehlet. Lasse aber ab von der törichten Furcht vor deinen finstern Kollegen. Sie werden dir nichts tun; dafür stehe ich dir! Ihretwegen sind wir auch nicht hierher gekommen, sondern deinetwegen, weil ich dich kenne. Bist du unser, dann sind wir hier auch schon fertig! - Wende dich aber nun an den Herrn! Er wird dich mit einem Worte ganz gesund machen! - Gehe und tue das!"
[RB 2.222.7] Spricht der Erzbischof: "Lieber Freund Joseph! Du weißt, daß ich mit dir in allem, was du als recht, gut und wahr erkennst, in meinem Innersten vollkommen einverstanden bin; nur mit dem, daß dieser dein sonst überaus bieder aussehender Abrahamssohn - Jesus, der göttliche Meister aus Nazareth sei, kann ich mich noch nicht ganz einverstehen! Jesus, der Herr, sollte denn doch etwas von der Herrlichkeit Seines himmlischen Vaters durchblicken lassen. Aber bei diesem da schaut doch ebensowenig irgend etwas Göttliches heraus wie bei sonst einem ganz gewöhnlichen Menschen!
[RB 2.222.8] "Aber sei ihm nun, wie ihm wolle, Christus, der Gesalbte Gottes, der wahre Hohe-Priester in Ewigkeit, ist die Liebe Gottes zu den Menschen. So Er mir armem Sünder vor Ihm die Liebe erweisen wird, so ist Er dann aber auch um alles, was du haben willst, mein Christus und mein Heiland in Ewigkeit, und wäre er auch im Gewande eines Schusterjungen vor mir! Erweist Er mir aber keine Liebe und wird Er mit mir verfahren wie ein römischer Pfaffe, dann gebe ich nichts für Ihn.
[RB 2.222.9] "Leider war ich selbst auch ein römischer Hoch-Pfaffe und mußte auch von der alleinseligmachenden Kirche predigen und alles verdammen, was nicht vor der Tiara die Knie beugte. Aber gottlob, wie du immer sagst, mir war es bei solchen Verdammungen wohl ebensowenig Ernst als wie bei einem Vater, der auch zu seinen Kindern äußerlich hindonnert: »Wenn ihr nicht brav sein werdet, so werde ich den schwarzen Juden kommen lassen; der wird euch mit Ketten binden und euch in einen finstern Wald bringen und daselbst umbringen!« - So ungefähr war es mir bei solch einer Verdammungspredigt zumute. Denn fürs erste glaubte ich doch mein ganzes Leben hindurch nie an ein Fegfeuer und noch weniger an eine Hölle, weil ich weder das eine und noch weniger das andere mit der göttlichen Liebe und Weisheit in Übereinstimmung bringen konnte. Und fürs zweite liebte ich die Menschen zu sehr, als daß es mir je Ernst sein konnte, auch den bösesten von ihnen auf ewig zu verdammen.
[RB 2.222.10] "Denn auch der Böseste kann nur eine gewisse Zeit hindurch böse sein und besaß (im Anfang) höchst wahrscheinlich ein solches Naturell, nicht anders handeln zu können. Wird ein solcher Bösewicht nach genauer Durchsuchung seiner Natur, seiner Erziehung, der Handlungsbeweggründe, der Umstände, in denen er sich befand, entweder auf der Erde schon oder nach dem Abfalle des Fleisches hier, im Reiche der Geister, zu einer zweckmäßigen Strafe zeitlich auf so lange verurteilt, bis er sich völlig bessert - dann ist eine Strafe gut und gerecht. Aber eine ewige Strafe für ein zeitliches Vergehen kann doch unmöglich je angenommen und noch viel weniger von der höchsten Weisheit und Liebe Gottes angeordnet sein! Denn so etwas ziemete wohl einem Erztyrannen, aber einem Gott der Liebe ewig nimmer!
[RB 2.222.11] "Du siehst hieraus, daß ich in mir durchaus kein eigentlicher Pfaffe war; denn davor bewahrten mich meine durch und durch menschenfreundlichen Grundsätze. Finde ich nun Christum, wie Er ist und nicht wie Ihn Rom predigt, so ist Er (mir) Christus auch im Gewande eines Schusterjungen. Ist Er aber Christus nach römischer Art, dann sei uns gnädig und barmherzig, wer da wolle! Denn dann ist unser Los entschieden - die ewig lichterloh brennende Hölle, aus der natürlich ewig kein Ausweg mehr zugelassen wird! Guten Appetit, wem solch eine Gerechtigkeitskost schmeckt! Ich für meinen Teil halte ewig nichts davon und wünsche mit dem vollsten Ernste aller Geisterwelt mit solch einem Christus ewig nicht zusammenzukommen; denn der kann mir, wie die lustigen Wiener sagen, mit Haut und Haaren gestohlen werden."
[RB 2.222.12] Sagt Joseph: "Bin ganz deiner Ansicht und deines Verlangens! Aber bei eben diesem Christus hier wirst du das finden, was du finden willst - einen Herrn, der dir wie uns allen völlig ans Herz gewachsen ist! Kurz, einen weiseren und besseren Christus kannst du dir in Ewigkeit nicht denken und noch viel weniger wünschen, als wie dieser allein wahre und einzige es ist! - Daß aber auch ich keinen rachesüchtigen Strafegott mir je habe denken können, sondern nur einen weisen und milden Vater voll ernster Liebe, beweist ja mein mildes Strafgesetz, da ich die entsetzliche Todestrafe gänzlich aufhob und selbst die gröbsten Verbrecher nur mit solchen Strafen belegte, durch die sie wieder zu Menschen werden konnten. Die Todesstrafe ließ ich bloß im Anfange an ein paar gar zu teuflisch-mutwilligen, allergräßlichst bösen Verbrechern vollführen. Der eine hatte sein Weib oder seine Geliebte, was sie sein mochte, bloß aus Mutwillen bei lebendigem Leibe zerstückelt und die Leibesteile dann zur nächtlichen Weile auf den Gassen herumgestreut. Und der andere war ein Herzblutsauger, ein Vampyr in optima forma. Bei diesen beiden mußte ein Beispiel statuiert werden. Und dennoch gereuete es mich nachderhand. Hätte ich sie zum Galeerenzuge gegeben, so hätten sie vielleicht auch noch zu Menschen umgewandelt werden können. Aber nicht so sehr ich, als vielmehr das Volk verlangte die Hinrichtung dieser Ungeheuer, und so dachte ich: Vox populi, vox dei (Die Stimme des Volkes ist Gottes Stimme.) und ließ sie exemplarisch (zum abschreckenden Beispiel) töten. Ob ich da völlig recht gehandelt habe, weiß ich kaum. Aber das weiß ich, daß ich dabei durchaus keinen argen und rachesüchtigen Willen hatte. Du siehst also hieraus - ".
[RB 2.222.13] Hier unterbricht der Erzbischof den Joseph und sagt: "Ja, ja, ja, ich sehe, daß du ein vollkommen edler Regent warst und ein echter Mensch nach dem Willen Gottes! Und so nehme ich denn auch diesen deinen Freund als Christum an, und möge mir nun schon geschehen, was da nur immer wolle! Meine Kollegen werden nun bald ein Zetergeschrei erheben und wie die Teufel über mich herfallen. Aber Migatzi wird bleiben bei dem, was er nun angenommen hat! - Ich höre, sie schon kommen! Nun, das wird eine saubere Mette werden!"

223. Kapitel – Migatzis Amtsbrüder. Der eselhafte Präsident. Migatzis Bekenntnis zum Herrn. Dessen Urteil über Rom. Antwort der Bischöfe.

[RB 2.223.1] Es stürzen nun auf einmal bei hundert skelettartige Wesen in sehr zerfetzten Vespermänteln und zerquetschten Bischofsmützen aus allen Winkeln hervor, erheben in größter Aufregung ein Zetergeschrei; und einer, mit einem mehr einem Esel als einem Menschen ähnlichen Gesichte, der ihr Präsident ist, tut sich besonders hervor. Er ist zwar der dümmste von allen, aber das macht dort nichts. Denn sie ernennen deshalb immer den Dümmsten, damit sie selbst desto unumschränkter tun können, was sie wollen - wie es auch bei der Wahl der Päpste noch stets der Fall war, wo die pfiffigen Kardinäle sich auch allzeit den schwächsten und borniertesten Ultramontanisten herausgestochen haben. - Also solch einer springt hastig zu Migatzi hin, macht ein ernstes Gesicht, das aber in solch einer Position erst recht am allerdümmsten auszusehen anfängt, so daß darob die ganze andere Gesellschaft (d.h. die Gesellschaft des Herrn) in ein helles Lachen ausbricht. Als der hervortretende Präsident dies ersieht, wird sein Gesicht noch ernster und daher auch noch lächerlich dümmer anzusehen, so daß die Gesellschaft des Herrn wirklich aus vollem Halse zu lachen anfängt.
[RB 2.223.2] Aber nun ist es völlig aus beim Präsidenten. Er reißt das Maul gut eine halbe Spanne weit auf und strengt sich an, einen so recht römisch-apostolisch kräftigen Fluch herauszustoßen. Aber Ich mache ihm einen kleinen Strich durch die Rechnung. Und der Herr Präsident bringt nichts als ein sehr heißer knurrendes "J-a, J-a, J-a" heraus. - Helena und Robert ersticken fast vor Lachen. Sogar Petrus, Paulus und Johannes können sich des Lachens nicht ganz enthalten. Die Monarchen lachen auch über Hals und Kopf. Und Joseph macht die Bemerkung, daß ihm sein ganzes Leben hindurch nie eine lächerlichere Visage (Fratze) untergekommen sei, als die dieses zornvollen Präsidenten.
[RB 2.223.3] Auch Robert sagt zu Mir: "Herr, ich begreife nur das nicht, wie ich mich beim Eintritt in diese Gruft gar so scheußlich habe fürchten können! Und nun muß ich fast zum Zerbersten lachen über diese unendlich dumme Physiognomie und über das ganz vollkommen allerechteste Eselsgeplärr! Das ist aber in der Entsprechung auch so höchst wahr bezeichnend, daß man sich schon nichts Treffenderes vorstellen kann! Wie mächtig hat Rom geschrien vor Grimm und Wut zu Luthers Zeiten, und wie mächtig schreit es nun den Rongeanern (Anhänger Ronges, des Begründers einer von Rom unabhängigen "neukatholischen" Richtung.) gegenüber! Aber das Geschrei ist immer gleichfort nichts als das ganz unveränderte Eselsgeplärr und dieser Präsident, ein so gelungenes und getreuestes Bild des Papsttums, wie man sich nichts Gelungeneres und Getreueres vorstellen könnte!"
[RB 2.223.4] Sage Ich: "Das wird auch der Erfolg der gegenwärtigen Mühe und des Eifers des Papsttums sein! Die Menschen werden die Diener weidlichst zu belachen anfangen, und je mehr sich diese ärgern, desto mehr werden sie verlacht werden, bis sie am Ende ihr eigener Grimm verzehren wird. Was du hier siehst im kleinen, das wird auf der Erde geschehen im großen! Die Diener Bileams werden alles aufbieten, werden Wundermagie treiben und schreien und plärren wie dieser hier - das Volk aber wird sich erbauen, wie diese unsere Gesellschaft nun hier im Angesichte dieses »J-a« plärrenden Esels. Und diese Demütigung wird das beste Heilmittel für diese Narren sein.
[RB 2.223.5] "Aber du wirst es nun auch bald sehen, warum du dich ehedem gar so gefürchtet hast. Es wird nun bald das Innere dieser Pfaffen heraustreten, und du wirst dich hoch erstaunen über die Trugkünste, die dir diese Wesen produzieren werden. - Ich aber werde die Gesellschaft dahin beleben, daß sie sich gegenüber solchen Trugkünsten wie ein mutwilliges Publikum in einer schlechten, mißlungenen Komödie benehmen wird. Und das wird von gutem Erfolge sein."
[RB 2.223.6] Hier tritt Migatzi vor Mich hin und sagt: "Herr Jesus, Du bist es wahrhaftig! Nun erst erkenne ich Dich vollkommen! Ehre sei Dir alleine ewig!" - Ich aber fasse ihn bei der Hand und sage: "Bruder, werde vollkommen!" - Und Migatzi bekommt sogleich ein recht gutes und gesundes Aussehen.
[RB 2.223.7] Als Migatzi sich nun also in einem bessern Aussehen befindet, da wird es ihm auch überaus wohl. Er fühlt sich ganz leicht und gestärkt, und heller und heller wird sein Auge. Nur das Gewand bleibt noch dasselbe sehr zerlumpte erzbischöfliche, was ihn sichtlich stets mehr und mehr stört. Er beschaut sich und sagt nach einer Weile zu Mir von der innigsten Liebe und des festesten Vertrauens: "Herr Jesus, Du wahrhaftigster Gott und ewiger Sohn Deines ewigen Vaters! Da Du mir schon ohne alle Verdienste um Deine Ehre und um Deinen allerheiligsten Namen so gnädig bist und hast mich erlöst auf diesem wahrhaftigen Pfuhle des Verderbens, so erlöse mich auch von dem Reste, der einen widerlichen Anblick meinen Augen und einen ekeligen Geruch meinen Nüstern bereitet! Siehe, dies mich im höchsten Grade anwidernde Gewand, ein Gewand des Hochmutes und des Truges - befreie mich davon und gib mir dafür ein allergemeinstes Bettlergewand und ich werde mich darinnen ganz selig fühlen!"
[RB 2.223.8] Sage Ich: "Sieh, mein lieber Bruder, dies Gewand ist ein Gewand des Hochmuts und des Trugs zwar gewesen für den, der es hochmütig und übellüstig trug; du aber hast es nicht in dieser Art getragen, sondern nur des vorgeschriebenen Ritus wegen, weil es die römisch-kirchliche Regel also vorschreibt. Und so war es für dich ein wahres Ehrenkleid und somit nicht verächtlich, wie du es meinst.
[RB 2.223.9] "Denn sieh, gar alles ist nicht schlecht an der Römerin! Nur das ist ein Greuel, so sie des irdischen Mammons wegen Mittel ergreift, die rein höllischer Natur sind - als da sind: falsche Wunder, falsche Heilmittel, Ablässe, Reliquien und Bilderdienst, Amuletts, frömmlich klingende Zaubersprüche, allerlei blinde Zeremonien, Gnadenwallfahrtsorte, Kirchenschätze bloß für leeren kirchlichen Luxus, hohe Ämter und Ehrenstellen, die ausgedehnteste Herrschsucht und die hartnäckigste Alleinrechthaberei. Ich will von ihren Meßopfern nichts sagen, nichts von ihrer Ohrenbeichte, nichts von ihren Tempeln, Glocken und Orgeln, nichts von würdigen Kunstwerken, nichts von der Heilighaltung ihrer Bethäuser und nichts von den pomphaften Begräbniszeremonien für die Verstorbenen; denn dies alles im reinen Sinne würdig benützt ist eben nicht untauglich, das menschliche Gemüt zu erheben und zu veredeln. Aber daß die Römerin diese an und für sich reinen Dinge dazu gebraucht, das menschliche Herz zu verdummen und blind glauben zu machen, daß man durch den sorgfältigen Gebrauch alles dessen zum Leben in den Himmeln und nur durch sie zu Meiner Gnade gelangen könne - das ist schlecht! Denn dadurch werde Ich bei den Kindern als Vater zu einem Tyrannen gemacht, den die Dummheit wohl fürchtet, aber nie liebt. Die Verständigen und Gelehrten und Weltläufigen aber fangen dann an, Meiner sich zu schämen und wollen oft von einem solchen Erlöser, wie Ihn die Römerin schildert, nichts mehr hören und wissen und verwerfen so dann das Kind samt dem Bade. Und siehe, das bewirkt die römische Kirche durch ihre eigenmächtigen Lehren, Satzungen, Zugeständnisse und Privilegien, die sie als von Mir empfangen vorgibt, und durch allerlei geduldeten und gepredigten Aberglauben. Und das ist es aber auch, wodurch sie selbst sich zugrunde richtet und eigentlich schon zugrunde gerichtet ist.
[RB 2.223.10] "Das alles aber liegt nicht am Kleide, sondern am gewaltigen Mißbrauche desselben! Daher behalte du nur unterdessen dein Gewand! - So wir bald von diesem Wien uns hinwegbegeben und unterwegs noch einem Orte geistig einen kleinen Besuch abgestattet haben werden, da wird sich dein Kleid schon in ein anderes umgestalten!" Damit gibt sich Migatzi auch ganz zufrieden und dankt Mir sehr über diese ihn über alle Maßen tröstende Belehrung.
[RB 2.223.11] Zugleich aber ertönt aus den finstern Winkeln ein gellend Geschrei: "Hinaus mit diesen Ketzern, mit diesen Gottesleugnern, mit diesen Vermaledeiten in Ewigkeit!" - Migatzi fällt in eine förmliche Ohnmacht und sagt ganz bebend: "Aber, o Herr, um Deines allerheiligsten Namens willen, kannst du das anhören, ohne sie alle mit Feuer und Schwefel zu vernichten?! - O um Deines allerheiligsten Namens willen - was wird daraus werden!?"
[RB 2.223.12] Sage Ich: "Gar nichts! Denn sieh, Ich bin ja nicht wie ein Mensch, der gleich alles mit Feuer und Schwert verheeren möchte, so ihm etwas in die Quere kommt. - Was für Menschen und Geister trägt die Erde?! Und dennoch lasse ich täglich die Sonne auf- und niedergehen und beleuchten und erwärmen die Erde an allen ihren Punkten nach dem Maße der natürlichen Notwendigkeit! - Siehe, in der Geduld und Liebe liegt die größte Kraft! Wer diese nie aus den Augen läßt, wird große Dinge erreichen! - Und so müssen denn auch wir Geduld und Liebe haben mit allem, was schwach ist, so wird unsere Mühe stets der beste Erfolg lohnen! - Lassen wir sie schreien! Sie werden schon aufhören, so sie genug sich ausgeschrien haben. - Und somit keine Furcht und keinen Ärger mehr!"
[RB 2.223.13] In diesem Augenblick, als Ich das letzte Wort dem Migatzi sage, fängt es im Hintergrund zu blitzen und ganz gewaltig zu donnern an. Glühende Riesenschlangen beginnen aus verschiedenen Winkeln hervorzukriechen und wütende Krümmungen zu machen. Feurige Totengerippe klappern und Nachteulen und Fledermäuse fehlen nicht. Und im Hintergrunde ist ein gräßlichst aussehender riesiger Rachen mit furchtbar großen und nahezu weißglühenden Hauzähnen zu erschauen. Aus dem Rachen schlagen fortwährend Rauch und Flammen empor. Und auf der Stirne dieses Höllendrachen stehet es mit rotglühender Schrift geschrieben: "Ich bin der ewige Höllendrache, zu verschlingen alle frechen Ketzer! Alle Lutheraner, alle Calviner, alle Melanchthoniten, alle Hussiten, alle nicht-unierten Griechen, alle Herrnhuter, alle Quäker, alle Mährischen Brüder, alle verfluchten Freimaurer und andere ketzerischen Pietisten, alle fluchwürdigen Puritaner und Anglikaner, sowie auch alle Sophisten und Gelehrten, die auf die römische, alleinseligmachende Kirche nichts halten und ihre heiligen fünf Gebote belachen und sich darüber lustig machen, dann alle Neukatholiken, Hegelianer und Straußianer, alle Mathematiker, Mechaniker und Astronomen werden von mir aus ewig gefressen!«
[RB 2.223.14] Über solche Inschrift geschieht schon eine gewaltige Lache. Und sogar die anfangs sehr furchtsame Helena fängt zu lachen an und sagt: "Diese Szene würde im Prater, und zwar im Affentheater, recht viel Aufsehen machen! - Aber der Stephansdom steht ja auf einem recht schönen Grund! - Nein, wenn ich davon auf der Welt aber nur eine schwache Ahnung gehabt hätte, so wäre ich doch, bei Deinem heiligsten Namen, die erste gewesen, die so einen Tempel mit einer brennenden Fackel heimgesucht hätte! Da schaue man einmal diese Kerls an, was die alles treiben, um arme und schwache Geister in ihre hab- und herrschsüchtigsten Netze zu treiben! - Ah, ah, da kommen sie nun in einer großen Schar in ihren erzbischöflichen Ornaten und eine große Menge Dienerschaft mit ihnen! - Was sie etwa nun tun werden!?" Sage Ich: "Sei ruhig, meine Tochter, und horch und sieh!"

224. Kapitel – Ohnmächtige Wut der Römlinge. Ihre Unbarmherzigkeit, Habgier und Schwindelei. Donnerworte des „Ketzerkaisers“.

[RB 2.224.1] Hier weicht auch der vielbelachte J-a-Schreier von uns zurück. - Alle machen vor ihm eine tiefe Reverenz und sagen: "Allerhochwürdigster apostolischer Nuntius (Gesandter) des Heiligen Vaters aus Rom! Wie kannst du mit diesen Ketzern noch zaudern?! Verfluche sie und treibe sie alle in die Hölle ohne Gnad und Erbarmen!"
[RB 2.224.2] Sagt jener J-a-Schreier mit einer häßlich kreischenden Stimme: "Ich hab's ja schon getan, was ihr wollt und wonach ihr fraget; aber die Teufel sind euch ganz entsetzlich hartnäckig und wollen nicht tun, was ich ihnen gebiete, sondern lachen mich obendrauf noch recht brav und tüchtig aus! - Oh, das sind harte Teufel!" - Auch vor unseren Blitzen und Donnern wie auch vor unserer Hölle haben sie keine Furcht, sondern schauen sich diese doch allerschrecklichsten Dinge so ganz gleichgültig an, als wenn gar nichts daran wäre! - Oh, oh, das sind schlimme, harte und unverbesserliche Teufel!
[RB 2.224.3] "Und einen haben sie uns doch weggefischt! O du armer Teufel, wie bist du jetzt auf ewig verloren! Wenn du dich auch jetzt eine Zeitlang wehrest vor der Hölle, was dir nichts nützt, so wirst du aber mit der Zeit dennoch ohne Gnade und Barmherzigkeit samt diesen deinen Gesellen hinein müssen auf ewig! Ja, ja, hinein, hinein werden die alle müssen! Da ist keine Gnade und kein Erbarmen mehr!"
[RB 2.224.4] Hier tritt Kaiser Joseph vor und sagt: "Hört, meine Hochwürdigen! Wäre es denn nicht genug, so ihr uns bloß nur so auf einige Erdentage lang ins Fegfeuer werfen möchtet? Denn sehet, uns sogleich mir und dir nichts in die Hölle hineinverdammen, von der ewig kein Auskommen mehr sein soll, ist denn doch von euch allen zu hart! Habt daher Gnade und Erbarmen für uns! Bedenket doch, wie einem armen Teufel das höllische Feuer gar unbeschreiblich schreckliche Schmerzen bereitet! Es geht einer armen Seele im Fegfeuer zwar auch durchaus nicht gut, aber von da heraus ist doch eine Erlösung zu erhoffen. Aus der Hölle aber ewig keine! Darum erbarmet euch unser und befreiet uns von der Hölle!"
[RB 2.224.5] Schreien daraus alle: "Nichts da, ihr Vermaledeiten! Nur hinein mit euch in die Hölle, und das in die allerunterste, wo vor lauter Hitze der Diamant und das weiße Gold (Platin, härtestes Metall) schmilzt. Bei uns ist kein Erbarmen mehr für euch Teufel! Wir werden euch schon lehren, was es heißt, die heilige römische, alleinseligmachende Kirche verspotten und verlachen! Darum nur geschwind hinein mit euch allen!" - Spricht Joseph: "So wir für uns aber, sage, zehntausend allerkräftigste sogenannte Hundert-Dukaten-Messen zahleten - saget, ginge da die Geschichte auch nicht mit der Höllenbefreiung?" - Schreien alle: "Das ist viel zuwenig, um von der Hölle befreit zu werden! Da müßtet ihr gerade zehnmal soviele Papstmessen lesen lassen! Da wäre vielleicht noch etwas zu machen! Aber wohlfeiler auch um keinen roten Heller! Denn das wissen wir, was es heißt, einen Teufel aus der Hölle zu erlösen!"
[RB 2.224.6] Spricht Joseph: "Was müßten denn unterdessen wir tun, bis die hunderttausend Hundert-Dukaten-Messen könnten gelesen werden? - Etwa hier verbleiben?" - Schreien wieder alle: "Dummer Teufel! Wenn ihr derweil da verbliebet und nicht in die Hölle hineinginget, wie könnten wir euch denn da aus der Hölle erlösen, wenn ihr nicht in der Hölle wäret? Wenn ihr aus der Hölle erlöst werden wollt, so müßt ihr zuvor darin sein! - Zahlet also zuerst die hunderttausend kräftigsten Papstmessen und gehet dann geschwind in die Hölle - sonst könnt ihr nicht erlöst werden!"
[RB 2.224.7] Spricht Joseph: "Aber wie lange wird es denn hergehen, bis die hunderttausend Messen gelesen werden?" - Schreien die Erzbischöfe und die andern ihnen dienenden Pfaffen alle: "Von solchen allerheiligsten Messen können nur drei, und zwar unmittelbar vom Heiligen Vater selbst, in einem Jahre gelesen werden! Nur er allein hat da das ausschließende Recht und die Macht dazu. Jetzt rechnet es selber zusammen, wie lang es da hergehn kann! Unter dreißigtausend Jahren ist gar keine Rede! Denn die Hölle ist und bleibt Hölle! Wer einmal drinnen ist, der kommt nicht so leicht wieder heraus!"
[RB 2.224.8] Sagt Joseph: "Nun, nun, nun, jetzt bin ich schon im klaren mit euch und den hunderttausend Messen! Nur den Grund möchte ich noch wissen, warum denn gerade die drei Papstmessen von einer so ungeheueren Kraft sind!? Denn man sollte ja doch glauben, daß da, was die Würde und den Wert eines Messopfers betrifft, eine Messe so gut ist wie eine andere." - Sagt nun der frühere J-a Plärrpfaffe: "Das ist so - und das weiß nur ein Nuntius: Bei der Messenlesung durch die anderen Geistlichen, welcher Würde sie auch sein mögen, opfert sich nur allein der Gottsohn Seinem himmlischen Gottvater auf für die armen Seelen im Fegfeuer und für bußfertige Sünder auf Erden. Da ist in der Hostie nur Gottsohn ganz allein gegenwärtig. Bei der Papstmesse aber tritt die ganze allerheiligste Dreifaltigkeit in die Hostie, und darin liegt dann die ungeheure Kraft einer Papstmesse, bei welcher nur die Erzengel ministrieren dürfen, und zwar nur dann, wenn sie von der allerseligsten Jungfrau Maria zu diesem allerheiligsten Dienste auserkoren werden! - Also darin liegt es, und daher können in einem Jahre als eigentlich gültig nur drei solche Messen gelesen werden! - So ist es! Hat mich der Herr Kaiser verstanden?!"
[RB 2.224.9] Sagt Joseph: "Beinahe - aber doch noch nicht ganz! Und darum möchte ich denn auch noch das wissen, warum denn ein Papst nicht mehr als drei Messen lesen darf, und das eigentlich nicht ganz, da er eigentlich nicht selbst die Messe liest, sondern nur bei derselben, die entweder von einem Kardinal oder von einem kardinalisierten Erzbischofe gelesen wird, glorificaliter affistiere (der Verherrlichung wegen beiwohnt). - Das möchte ich noch so recht klar von dir erfahren!" - Sagt der Nuntius: "Ist aber das eine verfluchte ketzerische Frage! Aus der Welt könnte ich Ihm darauf gar keine Antwort geben! Aber hier, wo Er schon ohnehin mit Haut und Haaren dem Teufel zugehört und sich im nächsten Augenblick in der Hölle befinden wird, da kann Ihm so was schon gesagt werden, damit Er dadurch desto tiefer in die Hölle kommen kann. Und so merke sich der Herr Kaiser! - Der Papst kann deswegen nicht mehr als drei Messen lesen, weil dadurch die allerheiligste Dreifaltigkeit als lebendig für alle Zeiten der Zeiten auf der Erde in der alleinseligmachenden Kirche dargestellt und erhalten wird. Daß aber der Papst nicht ganz unmittelbar selbst die allerheiligste Dreifaltigkeits-Messe liest, sondern dabei pontifiziert, glorifiziert und assistiert, kommt daher, weil er ein Knecht der Knechte Gottes und der Stellvertreter Jesu Christi auf Erden ist, der allen dient und sich nicht darf bedienen lassen. So ist die Sache! - Jetzt wird Er's doch verstehen!?"
[RB 2.224.10] Sagt Joseph: "Ja, jetzt bin ich im klaren und weiß nun vollkommen, was ich vom Papsttume zu halten habe!" - Sagt der Nuntius: "Nun, und was hält man denn nun vom Papste?" - Sagt Joseph: "Nichts anderes, als daß gerade er der vollkommene Antichrist ist und ihr alle seine getreuesten Helfershelfer seid! - Denn wäret ihr Christen, so wie es sich gebührt und nun auch gottlob ich einer bin, so würdet ihr Christum den Herrn, Der hier fest neben mir stehet, sicher sogleich erkannt haben. Aber da ihr in aller Fülle die vollendetsten Antichristen seid, so verdammet ihr uns samt Christum in die Hölle, während ihr selbst euch schon sehr lange mit Haut und Haaren darin befindet.
[RB 2.224.11] "O ihr elenden Schurken! Ihr habt Christum, der als die ewige, reine Liebe, als Gott und Schöpfer in die Welt, die Er gemacht hat, kam, um allen Blinden die Augen zu öffnen, nach eurem eigenen Urteile zu einem Teufel umgestaltet und habt Ihn, den Rechten, verflucht! Denn euer Christus, den ihr ehret und begehret, heißt Gold und Silber! Der wahre aber, der am Kreuze für alle Menschen blutend Seine göttlichen Arme ausgestreckt hat und allen Seinen Feinden vergab und den ewigen Vater in Ihm Selbst um Vergebung für sie bat - ist euch zum Ekel geworden derart, daß ihr, die ihr euch frechst und gewissenlosest Seine Diener nennt, alle, die Ihm und nicht euch anhangen, ohne alles Bedenken mordet, senget und brennet und am Ende noch in die unterste Hölle verdammet! O ihr Schlangen und Otterngezüchte! Welcher Teufel hat euch denn gezeuget?! - Wahrlich, wäre der Herr nicht von einer endlosen Geduld, Sanftmut und Liebe, welche Hölle gäbe es denn, die schlecht genug wäre, euch aufzunehmen!?
[RB 2.224.12] "Ich will und darf euch kein Richter sein; der Herr tue euch nach euren schändlichen Verdiensten! Würde ich euch aber richten, wahrlich, ich sage es hier laut im Angesichte Gottes, ich würde über euern Nacken eine Züchtigung verhängen, daß sich darüber die ganze Unendlichkeit Gottes verwundern sollte! - Bei Deinem allmächtigsten Namen, o Herr, Du kennst mich, ich habe allzeit alle Geduld und Nachsicht gehabt mit den Schwächen meiner mir untergebenen Brüder; aber bei dieser Brut der Hölle, bei diesem Auswurfe Deiner Schöpfung erschaudere ich, und alle meine Geduld und Nachsicht hat da ihr entschiedenes Ende gefunden!
[RB 2.224.13] "Schon auf der Erde, wo sich diese Brut maskierte, wo sich diese reißenden Wehrwölfe in Schafspelze verkrochen und nur ganz im geheimen ihr schnödes Unwesen trieben, habe ich sie von einer Seite kennen gelernt, die ganz vollkommen der untersten Hölle glich. Ich habe selbst mit eigener Hand ein Kruzifix, das ums teure Geld Blut schwitzte, und ein anderes, das sich immer den Bart wachsen ließ, zerstört. Denn es war doch zu heillos, zu sehen, wie diese besoldeten Knechte des Antichristen den armen blinden Menschen den letzten Kreuzer aus dem Sacke herauspreßten durch allerlei Lug und Trug! Ich tat dagegen mein Möglichstes. - Auf der Erde aber sah nach der Zurechtweisung doch bei manchem Pfaffen noch so ein Stückchen Mensch heraus, und man hatte mit ihm denn auch eine gerechte Geduld. Hier aber zeigt sich diese Brut in ihrer wahren Gestalt, ist gräßlich anzuschauen und noch gräßlicher anzuhören. - Herr, Dein Wille geschehe, aber meine Geduld ist da zu Ende!"
[RB 2.224.14] Sage Ich: "Mein Bruder, sei nur ruhig und ärgere dich nicht! Denn sieh, es muß alles so kommen, sonst wären Daniel und Jesajas ja Lügner. Diese haben von ihnen geweissagt, und ihre Weissagung muß erfüllt werden! In der Folge wirst du einsehen, warum alles dies also kam und kommen mußte! Nun aber gebe nur weiter acht, denn es wird nun gleich eine andere Szene zum Vorscheine kommen, von der du recht viel lernen wirst! Aber ärgern darfst du dich fürder nicht!"
[RB 2.224.15] Auf obige energische Rede Josephs haben sich die Pfaffen alle samt ihren unteren und viel minderen klerikalischen Helfershelfern in ihre Winkel zurückgezogen, um allda über die ihnen angetane Beleidigung sich zu beraten - mit welch einer ausführbaren Rache sie uns für den ihnen angetanen Frevel bedienen sollten und wie sie uns wirksam in ihre vermeintliche Hölle hineinbringen könnten.

225. Kapitel – Maßnahmen der Kirchenhäupter. Der Herr über Glaubenserweckung. Niederlagen als Hochmutsarznei.

[RB 2.225.1] Nach einer Weile vernehmen wir Orgeltöne, und zwar die Melodie des sogenannten Tedeum laudamus. - Joseph fragt Mich, sagend: "Herr, Du bester, heiligster Vater, was soll denn das bedeuten? Welchen Gott loben denn diese Deine offenbarsten Widersacher? Denn von Dir kann da doch ewig keine Rede sein! Welchen Gott also haben sie denn?"
[RB 2.225.2] Sage Ich: "Ja du, Mein lieber Bruder, meinst denn du, daß sich die je um irgendeinen Gott bekümmert haben? Sieh, Gott ist ihnen etwas ganz Gleichgültiges. Dies Loblied gehört zu ihrer leeren Zeremonie und hat für sie als Sache selbst gar keinen Wert, außer daß es ihnen, so es nicht im gewöhnlichen Gottesdienst geschieht, Geld, und das nicht wenig, trägt. Hier aber soll es bloß als ein Schreckmittel Dienste tun, um uns als vermeinte Teufel in die Flucht zu treiben, da sie der Meinung sind, daß die Teufel überaus dumm seien und sich auch schon durch scheinbar frömmliche Dinge sogleich in die Flucht treiben lassen. Auf diese Dinge halten zwar die meisten Pfaffen bei sich selbst nichts; aber sie üben sie dennoch deshalb aus, um damit die Dummheit noch breiter zu machen, als sie ohnehin schon ist. Also das ist denn auch nun der Grund - daß wir bei solchen geweihten Tönen sogleich davonlaufen sollen!"
[RB 2.225.3] Sagt Joseph: "Nicht übel, nicht übel! Aber gibt es denn nichts, um diesen Kerlen einen so recht derben Schabernack entgegenzusenden, so daß sie vor Angst speien möchten? Vielleicht könnte so etwas diese Wesen auf andere Gesinnungen bringen."
[RB 2.225.4] Sage Ich: "Das darf aus zwei Hauptgründen nicht geschehen! Erstens, um sie nicht in ihrer Freiheit zu stören - da kein gebundener Geist mehr irgend etwas zu seiner Besserung leisten kann und an und für sich so gut wie tot ist, und zweitens könnte man diese Geister, die selbst an gar kein Wunder glauben, obschon sie das Volk durch lauter Wunder blenden möchten, auch durch ein noch so reines Wunderwerk nie zu irgendeinem Glauben bringen. Denn sie würden die großartigsten Wunder geradeso ansehen, als wie zu Meiner Zeit auf der Erde die Priester und Schriftgelehrten alle Meine Wundertaten aufgenommen und angesehen haben.
[RB 2.225.5] "Siehe, bei Meinem Tode zerriß der Vorhang im Tempel von oben bis unten in zwei Teile; die Bundeslade verschwand und ward hernach nicht mehr irgendwo gesehen; Sonne und Mond verloren ihr Licht; die Gräber öffneten sich und die Verstorbenen kamen aus den Gräbern und verkündigten vielen Meine Ehre. Viele Heiden schlugen sich an die Brust und sagten: »Dies war wahrhaftig ein Gott!« und glaubten darauf fest an Meinen Namen. Aber die Priester und Schriftgelehrten wurden darauf nur noch härter und verfolgten mit aller Energie Meine Schüler und Meine Lehre. Mehr kann man denn doch nicht tun, als einen Lazarus, der bereits vier Tage im Grabe gemodert hatte, vom doch gewiß sichersten Leibestode erwecken und ihn frisch und gesund den Seinen wieder geben. Welchen Erfolg aber hat diese gewiß keinem Menschen mögliche Tat bei den Priestern, Pharisäern und Schriftgelehrten zuwege gebracht? Nichts anderes, als daß sie hernach desto energischer zu beraten anfingen, Mich aus der Welt zu schaffen! - Aus dem kannst du, Mein lieber Bruder, schon ersehen, wie wenig bei diesen Wesen, die noch zehnmal ärger sind als die jüdischen Priester, Schriftgelehrten und Pharisäer zu Jerusalem, ein wie immer geartetes Wunder wirken würde. - Eine gute, wahrheitsvolle Rede ist und bleibt noch immer das beste und allerunschuldigste Mittel, um solche Wesen auf einen bessern Weg zu bringen, obschon vorderhand bei diesen hier nicht viel zu erhoffen sein wird."
[RB 2.225.6] Sagt Joseph: "Ja, das ist gewiß und wahr, bei diesen wird sich wenig machen lassen! Neugierig aber bin ich doch, was die Kerls nun machen werden und womit sie zum Vorscheine kommen!" - Sage Ich: "Siehe nur dort hin, wo noch der Höllenrachen in künstlicher Glut sich befindet! Von dort aus wird nach plötzlicher Verwandlung dieser höllischen Spektakelszene die neue Prozedur beginnen! Aber nur mußt du dich nicht ärgern! Denn diese legen es geflissentlich darauf an, daß wir uns wohl recht in die Haut hinein ärgern sollen; und so wir uns darob wirklich ärgern würden, so würde das für sie gerade ein Triumph sein. Diesen aber ersparen wir ihnen, so wir uns auch nicht im geringsten ärgern und dafür den Ärger zu ihnen selbst zurückkehren lassen, der ihnen dann am ersten ihre volle Ohnmacht zeigt und sie zu demütigen beginnt.
[RB 2.225.7] "Einen stolzen Geist kann man durch nichts eher zur Demut bringen, als wenn man ihm von allen seinen Plänen aber auch nicht einen gelingen läßt. Siehe die stolzen Feldherren an! Welch eine ungeheure Meinung haben sie von sich, wenn sie irgendwo über den Feind einen Sieg erfochten haben! Trete wer zu ihnen und sage es, daß der Sieg nur ein zufälliger war und durch ein glückliches Ungefähr herbeigeführt wurde - von Mir darf da freilich schon gar keine Erwähnung geschehen - nun, wer einem Feldherrn so etwas sagen würde, dem möchte es doch nicht am besten ergehen! Ich aber lasse so einen Feldherrn hernach eine Niederlage um die andere überkommen, und der große Mann sitzt dann bald irgendwo ganz ruhig und verzehrt ganz gemächlich seinen Ruhegehalt, vergißt am Ende alle seine Heldentaten und wird oft ein recht lieber und artiger Mensch, und so wollen wir es auch nun mit diesen Pfaffen wie mit allen auf der Erde machen! Und du wirst sehen, das wird die möglichst beste Kur für sie sein. - Darum denn nur keinen Ärger über sie, lieber Freund und Bruder!"
[RB 2.225.8] Spricht Joseph: "O Herr, ich sehe es nun klarst ein, daß Du allein ganz vollkommen in allen Punkten recht hast! Ja, so ist es am besten, und so allein nur kann es gehen! Aber wegen dem Sich-Ärgern oder Nicht-Ärgern, da hat es seine geweisten Wege. Wenn Du, o Herr und Vater, nicht jemandes Herz ganz mit Deiner Sanftmut erfüllst, der kann tun, was er will, mag und kann, und denken, so viel es ihm nur immer möglich ist, so wird er sich vor dem Ärger dennoch nicht völlig enthalten können, wenn er diese Wesen so schmähliche Dinge durch lauter selbstsüchtigen Trug und die eigennützigste Lüge zuwege bringen sieht. Habe ich doch auf der natürlichen Erde viele Hunderte der miserabelsten Gelegenheiten gehabt, wie eben die Pfaffen von oben bis unten mir am meisten mit ihren Gesuchen und Rekursen in den Ohren gelegen sind und mir aus den selbstsüchtigsten Gründen, die man von weitem erkennen mußte, derart lästig geworden sind, daß ich sie alle hätte totschießen mögen. Jeder andere Mensch hatte vor mir, als einem Kaiser, seinen gemessenen Respekt und die möglichst höchste Achtung; aber diese Brut, besonders so es etwas Kirchliches galt, woraus für ihren Sack ein bedeutender Vorteil heraussah, war doch so dreist als wie eine Sommerfliege und gab eher keine Ruhe, als bis sie, so es nimmer gerade gehen konnte, auf den allerverschmitztesten Kriech- Schleich- und Krummwegen am Ende dennoch das erreichte, was sie hatte erreichen wollen. Und so ich dann hinter so etwas kam, ja da mußte ich mich denn doch wieder ärgern bis zum Grün- und Gelbwerden! Hier in dieser Welt aber kommt das noch viel ärgerlicher heraus, da man sogleich bei jeder geringsten Bewegung nur zu klar einsieht, welch eine allerniedrigste Absicht diese geistigen Lumpen und Spitzbuben mit jeder ihrer Handlungen, ja mit jeder ihrer Mienen verbinden.
[RB 2.225.9] "Sie spielen die Frommen, um das zahlende Vertrauen ihrer Schafe zu wecken. Sie gehen barfuß einher, um den Schafen glauben zu machen, daß sie demütig seien und daß ihre Demut sehr viel Geld wert sei. Sie beten öffentlich mit andachtsvollen Mienen, um die Goldminen ihrer gläubigen Schafe locker und beweglich zu machen. Sie machen bei ihren Messen ganz entsetzlich tiefe Referenzen und beugen ihr Haupt nahe bis zur Erde, um den Schafen zu zeigen, von welch einer allerunbegrenztesten Hochachtung und Ehrfurcht sie vor dem Tische Gottes durchdrungen seien. Aber bei sich selbst glauben sie nichts und tun das nur, um desto mehr Messezahler anzulocken; denn die Blindschafe meinen, daß eine Messe, mit solch einer sichtlichen Andacht gelesen, schon für alle Übel, die nur immer auf der Erde gang und gäbe sind, gut sein müßte. - So sind die schönen und gewöhnlich auch neueren sogenannten Kirchengewänder viel stärker geweiht, ja haben die geheime doppelte Weihe, weil sie »angerührt« sind; deshalb kosten sie aber auch mehr als die alten schon mehr zerlumpten und beschmutzten.
[RB 2.225.10] "O Herr, eine zahllose Menge solcher Dinge gibt es bei dieser echten Gespensterkaste, über die, so man auf ihren Grund gekommen, man sich über alle Maßen ärgern muß! Aber was kann man dabei tun?! Nichts als eine Zeitlang zusehen, und wenn's einem am Ende zu arg wird, dreinschlagen wie ein ägyptisches Donnerwetter! Es ist richtig, daß diese Lumpen es darauf anlegen werden, uns zu ärgern, und daß wir uns aber dennoch nicht ärgern sollen, um ihnen keinen Sieg über uns einzuräumen. Aber der Kuckuck halte es aus! So ich nur einen sehe, da dreht sich bei mir schon alles festweg um und um! - Wie gesagt, Herr und Vater, so Du mich nicht besonders hältst, kann ich nicht gutstehen, ob ich mich nicht ärgern werde!
[RB 2.225.11] "Aha, aha! Nun ist die Hölle schon ganz verschwunden und wir stehen nun auf einmal ganz in optima forma inmitten des Stephansdomes, der noch ganz so aussieht, wie er bei meinen Lebzeiten ausgesehen hat. Jetzt kommen die rotbemäntelten Kirchendiener, um Kerzen anzuzünden! Sie zünden alle Kerzen an und decken den Hochaltar ab. Nun, am Ende werden sie uns gar mit einem levitierten Amte hinausheizen wollen! Die Geschichte wird ja recht lustig und possierlich! - Freund Migatzi, wie kommt denn dir diese Geschichte vor?"
[RB 2.225.12] Sagt Migatzi: "Wie sollte sie mir wohl je anders als dumm, überdumm vorkommen!? Aber ärgern kann ich mich wahrlich nimmer darüber, weil die Sache zu ungeheuer dumm ist! Aber lachen, ja, soviel du nur immer willst! Denn darüber kann sich kein Mensch mehr ärgern, so diese allerborniertesten römischen Dummköpfe sich auch als Geister nicht wollen kurieren lassen. Lassen wir das alles unserm lieben guten Herrn und Vater über und seien wir guten Mutes und guter Dinge! Diese Wesen aber lassen wir ungestört machen, was sie wollen; das wird für sie auch sicher die beste Kur sein! - Was nützt uns da all das Aufzählen der allerungebührlichsten Sachen und Dinge, von all den Lügen und Betrügereien, von all den Filoustückeln und Grausamkeiten dieser Wesen und ihrer Konsorten?! Sie sind darum dennoch, wie sie waren und wie sie auch höchstwahrscheinlich verbleiben werden! Denn wir zwei werden nichts ändern an ihnen."
[RB 2.225.13] Sagt Joseph: "Da hast du allerdings recht! Denn an diesen ist im buchstäblichen Sinne des Wortes und der Bedeutung nach die Taufe und das Chrisam lange total verdorben, und es wird an ihnen darum auch schwerlich je etwas zu bessern sein. Aber ich selbst bin von der Art, daß es mir gerade leichter (zu Mut) wird, wenn ich mich so ein wenig meines Ärgers dadurch entledige, daß ich hier vor dem Herrn und eben auch vor den Ohren jener Weltlumpen ihnen ihre Hauptstückchen ins Gedächtnis zurückrufe, auf daß an ihnen erfüllt werde, was der Herr Selbst auf der Welt allen solchen Hauptlumpen verheißen hat, da Er ganz ausdrücklich sagte: »Von den Dächern herab wird man's euch laut verkündigen, was ihr im geheimen Arges getan habt!« - Sie halten nun ein gespenstisches Hochamt. Bis sie fertig werden, kann ich mich noch von so manchem entledigen, was mich drückt."

Mehr, auch über damalige kath. Praktiken.
 
 
Beethovens Kantate zum Tod von Joseph II.
„Da kam Joseph, mit Gottes Stärke - riss das tobende Ungeheuer er weg, weg zwischen Erd’ und Himmel, und trat ihm auf’s Haupt.“ Joseph II. wird ansonsten oft negativ dargestellt, weil er sowohl gegen Rom, als auch gegen die unmäßigen Adeligen vorging. Deswegen brauchte er gehorsame Beamte, nicht aus Eigenzweck, wie von den Nachkommen seiner Gegner dargestellt. Die Mischung aus Aufklärung gegen die Dogmen Roms, und wahrem Gottesglauben, wirkte sich wohlwollenden Reformen für das Volk positiv aus.
 
 
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