4. Kapitel – Die drei Himmel – ihre Struktur.
[GS.02_004,01] Sehet nun, wie alle die zahllosen Heere von seligen
Geistern her an unsere Straßen ziehen und da gleichsam ein lebendiges
Spalier bilden, welches, wie ihr in eurem Geiste leicht sehen könnet,
sich in einer geraden Linie unabsehbar hin vorwärtszieht. Betrachtet
euch die mannigfaltigen himmlisch schönen Gestalten, welche sich zu
beiden Seiten im Vorübergehen unserer Anschauung darbieten, denn in
dieser Betrachtung könnet ihr Bewohner aller Gestirne besehen, nur müßt
ihr euch dabei nicht denken, daß in dieser endlosen Reihe nun etwa viele
von einem Gestirne oder Planeten hier gegenwärtig sind, sondern von
jedem Gestirne sind nur zwei, nämlich ein männlich und ein weiblich
Wesen. Denn würden mehrere nur von jedem einzelnen Gestirne gegenwärtig
sein, so wäre dieser wenn schon für euer Auge endlos weitgedehnte Raum,
wenn auch geistig genommen, zu klein, um sie alle zu fassen, und ihr
möchtet sie dann nicht überschauen.
[GS.02_004,02] Ihr fraget hier: Nachdem eures inneren Wissens zufolge
sich auch auf so manchen großen Planeten und besonders Sonnen
riesenhaft große Menschen vorfinden, so ist es hier zu verwundern, daß
diese seligen Geister hier dennoch von ganz gewöhnlicher Größe sind, nur
mit kleinen Unterschieden wie allenfalls auf dem Erdkörper. Ich sage
euch: Hier, wo der Herr wohnt, ist nirgends ein Unterschied, wohl aber
in anderen Himmelsgebieten, wo der Herr nur in Seiner Gnadensonne
gegenwärtig ist.
[GS.02_004,03] Dergleichen Himmelsgebiete sind fürs erste der erste
oder unterste Himmel, in dem bloß die Weisheit und die aus dieser
hervorgehende Liebachtung zum Herrn wohnt, und fürs zweite der Mittags-
oder zweite Himmel, welcher da besteht aus denen, die aus dem
Glaubenswahren in der Liebe zum Nächsten und daraus zum Herrn sind.
[GS.02_004,04] Jeder dieser zwei genannten Himmel ist an und für sich
unendlich und fasset alle die zahllosen Myriaden Geister, welche
irdischermaßen ehedem auf ihren Weltkörpern rechtlich gelebt haben. Und
dazu sind diese beiden Himmel noch so eingeteilt, daß in entsprechender
Form die Planetargeister gerade an jener Stelle des Himmels ihre freien
seligen Wohnungen haben, allwo sich naturmäßigerseits ihr Erdkörper
befindet. Ihr müsset euch demnach diesen Himmel also vorstellen, daß
sein geistiger Flächenraum ein endlos weitgedehnter und alle Sonnen und
Planeten in sich wie einzelne Punkte fassender ist.
[GS.02_004,05] Ihr fraget freilich, wie solches möglich, da es fürs
erste drei geschiedene Himmel gibt, die Planeten aber ungeschieden, und
zudem auch die Planeten und Sonnen so unter- und übereinander gesteckt
sind, daß sie darob unmöglich mit einer Fläche gewisserart planimetrisch
übereinstimmen können. Wie sei demnach solches zu verstehen?
[GS.02_004,06] Ich sage euch: Naturmäßig genommen wird das freilich
wohl nicht so recht übereinander zu bringen sein; aber entsprechend
geistig sicher auf das anschaulichste und klarste. Dessen ungeachtet
aber kann euch auch ein naturmäßiges Bild die Sache sehr aufhellen. Wir
wollen versuchen, ob wir nicht eines aufzustellen imstande sind, das da
für unseren Zweck taugen möchte. Und so höret denn!
[GS.02_004,07] Nehmet z.B. euren Erdkörper. Der feste Boden und
dessen bevölkerte Oberfläche bilde den ersten Himmel, die Region der
Luft, namentlich die der Wolken, bilde den zweiten Himmel, die über den
Wolken weitgedehnte Äther-Region den dritten und obersten. So greifen
alle diese drei Himmel ineinander, sind aber dennoch voneinander so
abgesondert, daß aus dem unteren Himmel wohl niemand in den zweiten und
noch weniger in den dritten, wie auch vom zweiten in den dritten niemand
gelangen kann; wohl aber ist es umgekehrt der Fall.
[GS.02_004,08] Auf jedem Erdkörper halten sich in diesen drei
Regionen zahllose lebende Wesen auf. Auf dem Boden gröbere materielle,
in der Wolkenregion geistigere und leichte, in der dritten Region ganz
ätherisch leichte und völlig unsichtbare. Und dennoch stehen diese drei
Wesengattungen auf jedem Erdkörper in beständiger wechselseitiger
Korrespondenz.
[GS.02_004,09] Nun hätten wir einen Teil des Bildes. Ihr wisset aber
auch, daß ein jeder sich frei bewegende Erdkörper von den zahllosen
Strahlen anderer entfernter Weltkörper beschienen wird. Sehet, auf diese
Weise nimmt er in seine drei Regionen oder seine drei Flächen Teile vom
ganzen Universum auf.
[GS.02_004,10] Durch diese wechselseitige Einwirkung steht er denn
auch in steter Verbindung mit dem ganzen Universum, und der ganze
Einfluß setzt sich dann auf einem und demselben Erdkörper in all seinen
drei Regionen wohl entsprechend in die stete Verbindung. Das Ätherische
bleibt in dem Äther, das Atmosphärische in der Atmosphäre, und das
Tellurische auf dem Erdkörper.
[GS.02_004,11] Dadurch stehen aber die Atmosphären aller Sonnen und
Planeten stets also gegeneinander in wechselseitiger Entsprechung, daß
sich das Ätherische fremder Planeten nur mit dem Ätherischen eures
Planeten, das Atmosphärische mit dem Atmosphärischen und das Tellurische
mit dem Tellurischen verbindet.
[GS.02_004,12] Da wir nun solche Verbindungen ersichtlichermaßen
dargestellt haben, so können wir zur dritten Betrachtung unseres Bildes
übergehen, und diese ist die entsprechend geistige. Vollkommen
entsprechend Gleiches entspricht in geistiger Beziehung einer Fläche,
die sich allenthalben durchaus gleich ist; demnach ist in der geistigen
Erscheinlichkeit das naturmäßig oder tellurisch Gleiche aller Weltkörper
wie eine endlos weitgedehnte Fläche, ebenso das Atmosphärische wie das
Ätherische anzusehen.
[GS.02_004,13] Die Entsprechungen aber bestehen in der geistigen Welt
nur aus dem Gemütsleben der Menschen auf den Erdkörpern. Ihr saget, daß
das Tellurische in seiner endlosen Mannigfaltigkeit den vielen
naturmäßigen Gestirnen entspricht. Also ist es auch. Auch das
naturmäßige Gemütsleben eines Menschen hat Entsprechung mit dem
naturmäßigen Gemütsleben der Menschen aller Gestirne; eben also ist es
der Fall mit dem weisegeistigen, und eben also auch mit dem
liebegeistigen Teile des Menschen auf eurem Erdkörper. – Nun sehet und
habet acht!
[GS.02_004,14] Der Mensch auf eurem Erdkörper ist gleichsam in seiner
Art das Zentrum aller Menschen anderer Erdkörper, und das darum, weil
der Herr auf der Erde Selbst ist ein Mensch dem Fleische nach geworden.
[GS.02_004,15] Der erste oder unterste Himmel, welcher auch der
naturmäßig-geistige Himmel genannt wird, faßt selige Menschen eures
Erdkörpers, und ein jeder solche selige Mensch bildet eine gleiche
Fläche, in welcher alle anderen Gestirnmenschen zu ihm sich also
verhalten wie die Linien, welche von einem Mittelpunkte ausgehen oder
von einem möglichst weitesten Kreise wieder in den Mittelpunkt
zusammenlaufen.
[GS.02_004,16] Aber die naturmäßige Fläche ist und kann nicht sein
eine ununterbrochen fortlaufende, sondern ist in sich allzeit wie
erscheinlich abgeschlossen. Daher werdet ihr auch den naturmäßigen
Himmel allzeit wie in einzelne, wenn schon zahllos viele Vereine
getrennt erschauen.
[GS.02_004,17] Der zweite Himmel, welchen wir unter dem mittägigen
kennen, ist schon konkreter, hat aber dennoch in seiner endlosen
Ausdehnung gewisse Zwischenräume, die sich wie endlos weitgedehnte Meere
ausnehmen, über welche die diesem Himmel eigentümlichen Geister nur
unter einer höheren Leitung gelangen können.
[GS.02_004,18] Betrachtet aber nun die dritte ätherische Abteilung,
in welcher naturmäßig alle zahllosen Weltkörper schwimmen. Diese ist
allenthalben vollkommen konkret. Also ist demnach in entsprechender Form
auch der höchste Liebehimmel so gestellt, daß er alle anderen umgibt,
sie trägt und leitet. Es wird nun gar nicht schwer sein, zu begreifen,
daß mit diesem höchsten Himmel sich alles andere am Ende wie konkret
verflachen muß, indem alles von ihm werktätig durchdrungen wird.
[GS.02_004,19] Daher haben die seligen Geister der Erde in diesem
Himmel denn auch diesen unbegrenzten Wirkungskreis aus der Liebe des
Herrn. Sie können sich allenthalben hin verfügen. Überall ist für sie
ein ebener Weg. Für sie gibt es nirgends ein „Auf“ und ein „Ab“ wie ihr
in entsprechender Weise auch nicht annehmen könnet, daß ein ätherisch
leichter Mensch, auf welchen kein Erdkörper mehr eine Anziehung zu
äußern vermag, sich im lichten Äthermeere irgend leichter und schwerer,
auf und ab bewegen könnte, indem er sicher nach jeder Richtung sich mit
gleicher Leichtigkeit bewegen wird, also wie ein Gedanke, dem das „Auf“
und „Ab“ doch auch hier sicher einerlei ist.
[GS.02_004,20] Solches aber wird in entsprechend geistiger Weise
„eben“ genannt und ist erschaulich wie eine unendliche Fläche, darum
denn auch aller Welten Geister sich in dieser Fläche notwendig samt
ihren entsprechenden Weltkörpern aufhalten und dann auch mit uns
Zentralgeistern aus dem Herrn in notwendig dienlicher Verbindung stehen
müssen.
[GS.02_004,21] Das sei euch vorläufig eine gute Beantwortung auf eure
Frage. Wenn aber mit unserer nächsten Betrachtung der Herr diese Seine
Gesellschaft installieren wird in ihre ewige Bestimmung, da werdet ihr
aus Seinem Munde alles dieses in einem werktätig noch viel helleren
Lichte erschauen.
[GS.02_004,22] Es ist schwer, geistige Verhältnisse und naturmäßige
mit der naturmäßigen Sprache in ersichtlich begreifliche Verbindung zu
bringen. Aber dessen ungeachtet vermag die große Liebe und Weisheit des
Herrn allenthalben Wunder zu wirken. Daher werdet ihr auch hier den
besseren Teil erst aus dem Munde des Herrn bekommen. – Nun aber nähern
wir uns schon wieder der heiligen Stadt, daher wollen wir unsere
Aufmerksamkeit auch dahin wenden.