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Lebensübungen > Der Weg zum wahren Leben
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Das Lied der liebenden Überwinder
Die "Schalen des Zorns" über die Weltlichen, Hassenden 




15. Aber Jehovah sprach zu ihm: 
Fürwahr, wer Kain erwürgt, das soll siebenfach gerächt werden.
Und Jehovah setzte ein Zeichen an Kain, auf daß wer ihn fände, ihn nicht erschlüge.
(1 Mose 4.15)
   




Der Weg zur Erlösung Teil 15:



Und ist das in dem Menschen vor sich gegangen, dann wird er wieder rein naturmäßig und überaus sinnlich, und auch verloren, weil er nicht weiß, daß solches in ihm vorgegangen ist, da diese Bestien ganz gemächlich wohltuend anfangs die Sinne des Menschen bestechen und ihn so nach und nach ganz gefangennehmen, so daß er von allem, was des Geistes ist, lediglich nichts mehr weiß, hört, sieht, schmeckt und riecht und empfindet. 

Das ist dann eine Trübsal, dergleichen vom Anfange bis zum Zeitpunkt der Gegenwart nicht war – und auch hinfort nicht mehr sein wird, 

wenn der Mensch nun seine Zuflucht zu Gott nimmt 
äußerlich durch Beten, namentlich Meines Gebetes, 
durch Fasten 
und Lesen des Wortes aus der Schrift 
und dadurch eine große Sehnsucht bekommt, befreit zu werden aus der großen Trübsal.
[HIM 3.400617.15] 



[RB 1.78.15] Rede Ich, natürlich in dem gutmütigsten Tone von der Welt: "Also das drückt dich nun gar so sehr! Nun, wenn du jetzt denn schon eine gar so ungeheure Furcht vor Mir hast, so wirst Du Mich wohl auch nicht mehr lieben können und mögen? Was werde Ich denn nachher anfangen, wenn du Mir die Lieb etwa darum aufsagtest, weil Ich denn schon einmal der schreckliche Allmächtige bin?! Geh, Helenerl, und sag Mir, ob du Mich jetzt wohl auch noch so gerne hast wie früher, so du Mich bloß so allenfalls für einen heiligen Joseph oder Petrus hieltst?!"


 
Offenbarung Johannis. 
Kapitel 15
Kommentare u.a. von Emanuel Swedenborg

Vorbereitung zur Aufdeckung des letzten Zustandes der Kirche, und zur Herausstellung des Bösen und Falschen, in dem sie sind, V. 1,5-8; 
von diesen wurden gesondert, die den Herrn bekannt und nach Seinen Geboten gelebt hatten, V. 2-4. 

Inhalt der einzelnen Verse 



Das Lied der Überwinder



(V. 1) Und ich sah ein anderes Zeichen im Himmel, groß und wundersam, 
bedeutet, eine Offenbarung vom Herrn über den Zustand der Kirche auf Erden, wie er in Rücksicht der Liebe und des Glaubens beschaffen ist;

sieben Engel, welche die sieben letzten Plagen hatten, 
bedeutet, Böses und FALSCHES in der Kirche, wie es in ihrem letzten Zustande beschaffen ist, vom Herrn durchgängig aufgedeckt;
denn in diesen ist vollendet der Zorn Gottes, 
bedeutet die Verwüstung der Kirche und ihr Ende alsdann. 

(V. 2) Und ich sah wie ein gläsern Meer mit Feuer gemischt, 
bedeutet, die äußerste Grenze der geistigen Welt, wo die versammelt waren, welche eine Religion hatten und daher einen Gottesdienst, aber nicht das Gute des Lebens;

und die den Sieg behalten hatten über das Tier, und über sein Bild, und über sein Malzeichen, und über die Zahl seines Namens, 
bedeutet die, welche den bloßen Glauben und dessen Lehre verworfen, und so sein FALSCHES nicht anerkannt und eingesogen, noch das Wort verfälscht hatten;

stehend am gläsernen Meer und Harfen Gottes haltend, 
bedeutet, den christlichen Himmel an seinen Grenzen, und den Glauben der tätigen Liebe bei denen, die daselbst sind. 

(V. 3) Und sie sangen das Lied Moses, des Knechtes Gottes und das Lied des Lammes, 
bedeutet, das Bekenntnis, das aus der tätigen Liebe hervorgeht, mithin aus dem Leben nach den Vorschriften des Gesetzes, das heißt, den Zehn n, und aus dem Glauben an die Gottheit des Menschliches des Herrn;
und sprachen: Groß und wundervoll sind Deine Werke, Herr Gott, Allmächtiger, 
bedeutet, daß alles in der Welt, im Himmel und in der Kirche erschaffen und gemacht sei vom Herrn aus göttlicher Liebe durch göttliche Weisheit;
denn gerecht und wahr- haftig sind Deine Wege, König der Heiligen, 
bedeutet, daß alles, was von Ihm ausgeht, gerecht und wahr sei, weil Er das göttlich Gute und das göttlich Wahre selbst im Himmel und in der Kirche ist. 

(V. 4) Wer sollte Dich nicht fürchten, Herr! und Deinen Namen verherrlichen, 
bedeutet, daß Er allein geliebt und verehrt werden soll;
denn Du allein bist heilig, 
bedeutet, daß Er das Wort, die Wahrheit und die Erleuchtung sei;
darum werden alle Völkerschaften kommen und vor Dir anbeten, 
bedeutet, daß alle, die im Guten der Liebe und Liebetätigkeit stehen, den Herrn als alleinigen Gott anerkennen werden;
denn Deine e sind offenbar geworden, 
bedeutet, daß die Wahrheiten des Wortes offen es be. 

Die Schalen des Zorns
(V. 5) Nach diesem sah ich, und siehe, geöffnet ward der Tempel der Hütte des Zeugnisses im Himmel, 
bedeutet, daß das Innerste des Himmels gesehen worden sei, wo der Herr in Seiner Heiligkeit im Worte und im Gesetze, das ist den Zehn n ,ist. 

(V. 6) Und es gingen die sieben Engel, welche die sieben Plagen hatten, heraus aus dem Tempel, 
bedeutet, die vom Herrn geschehene Vorbereitung zum Einfluß aus dem Innersten des Himmels in die Kirche, damit das Böse und Falsche derselben aufgedeckt werde, und so die Bösen von den Guten getrennt würden;
angetan mit reiner und glänzender Leinwand und gegürtet um die Brust mit goldenen Gürteln, 
bedeutet, daß dies aus dem reinen und echten Wahren und Guten des Wortes komme. 



Wodurch stürzen die Illusionen der Finsteren ein? 
Durch Licht = Wahrheit



(V. 7) Und eines von den vier Tieren gab den sieben Engeln goldene Schalen, 
bedeutet, daß jenes Wahre und Gute, durch welches das Böse und Falsche der Kirche aufgedeckt wird, aus dem buchstäblichen Sinne des Wortes genommen sei;
voll des Zornes Gottes, Der da lebt in die Zeitläufe der Zeitläufe, 
bedeutet, das Böse und Falsche, das erscheinen und aufgedeckt werden soll durch das reine und echte Wahre und Gute des Wortes. 

(V. 8) Und erfüllt ward der Tempel mit Rauch von der Herrlichkeit Gottes und von Seiner Kraft, 
bedeutet, das Innerste des Tempels voll des geistigen und himmlischen göttlich Wahren vom Herrn;
und niemand konnte hineingehen in den Tempel, bis vollendet wurden die sieben Plagen der sieben Engel, 
bedeutet, in demjenigen Grade, über den hinaus man es daselbst nicht hätte aushalten können, und zwar bis nach der Verwüstung das Ende jener Kirche erschien.  

 
Weisheits- und Willensschulen



Selbstbeschauung als Voraussetzung, auch das Geistige anderer schauen zu können



[NS 31.15] Um aber zu diesem höheren Grade der Kenntnis zu gelangen, wird ein jeder Schüler vorerst zur anhaltenden Beschauung seiner selbst gewiesen und geleitet. Denn niemand kann aus seiner Materie das Geistige in einer andern Materie schauen, bevor er nicht sein eigenes Geistiges absolut gemacht hat. Hat dann jemand sich selbst erkannt und sich gewisserart in sich selbst gefunden, so wird er dann erst weitergeleitet, 
 
I GING - 15. Kiën - Die Bescheidenheit

Oben Trigramm Erde
Unten Trigramm Berg
Kernzeichen oben Dschen
Kernzeichen unten Kan

Der Herr des Zeichens ist die Neun auf drittem Platz. In dem Zeichen ist sie der einzige lichte Strich, der auf seinem Platz ist und im unteren Zeichen weilt. Das ist das Bild der Bescheidenheit, darum ist das Urteil über den Strich dasselbe wie das über das ganze Zeichen. Der Kommentar sagt von den dritten Strichen vielfach Unheilvolles aus, aber dieser Strich ist sehr heilvoll.

Die Reihenfolge
Wer Großes besitzt, darf es nicht zu voll machen, darum folgt darauf das Zeichen: die Bescheidenheit.

Vermischte Zeichen
Der Bescheidene hat es leicht.
Die Bewegungsrichtung der beiden Zeichen geht nach unten, und zwar so, daß die sinkende Tendenz des oberen Zeichens stärker ist als die des unteren. Dadurch bleibt der Zusammenhang zwischen beiden gesichert. Von den Kernzeichen sinkt das untere, während das obere eine steigende Richtung hat.

Beigefügte Urteile
Bescheidenheit zeigt die Handhabe des Charakters.
Bescheidenheit ehrt und ist leuchtend.
Bescheidenheit dient dazu, die Sitte zu ordnen.
Der gute Charakter hat die Bescheidenheit als seine Handhabe; durch sie kann der gute Charakter ergriffen und angeeignet werden. Sie ist bereit, andere zu ehren, und zeigt sich eben dadurch in schönstem Licht. Sie ist die Gesinnung, die der aufrichtigen Ausübung der Regeln der Sitte zugrunde liegt.

Das Urteil
Bescheidenheit schafft Gelingen.
Der Edle bringt zu Ende.

Kommentar zur Entscheidung
Bescheidenheit schafft Gelingen; denn der Weg des Himmels ist es, nach unten zu wirken und Licht und Helle zu schaffen. Der Weg der Erde ist es, niedrig zu sein und nach oben zu steigen.

Der Weg des Himmels ist es, das Volle leer zu machen und das Bescheidene zu mehren. Der Weg der Erde ist es, das Volle zu verändern und dem Bescheidenen zuzufließen. Die Geister und Götter schaden dem Vollen und beglücken das Bescheidene. Der Weg der Menschen ist es, das Volle zu hassen und das Bescheidene zu lieben.
Bescheidenheit, die geehrt ist, verbreitet Helle. Bescheidenheit, die niedrig ist, kann nicht übergangen werden. Das ist das Ende, das der Edle erreicht.
Es werden hier aus der Gestalt des Zeichens die Worte erklärt, daß Bescheidenheit Gelingen schafft. Die Neun auf drittem Platz ist der Repräsentant der Yangkraft, die sich nach unten gesenkt hat. Er wirkt Licht und Helle – Eigenschaften des Zeichens Gen, der Berg. Das obere Zeichen Kun zeigt die Erde emporgestiegen – das Kernzeichen Dschen hat eine nach oben gehende Bewegung. Auf vierfache Weise wird das Gesetz der Erniedrigung des Stolzen und Erhöhung des Bescheidenen gezeigt:
  1. Im Himmel: Wenn die Sonne kulminiert, wendet sie sich dem Untergang zu; wenn der Mond voll ist, nimmt er ab, und umgekehrt.
  2. Auf der Erde: Hohe Berge werden zu Tälern, Täler zu Hügeln. Das Wasser wendet sich gegen die Höhen und trägt sie ab. Das Wasser – das untere Kernzeichen ist Kan, Wasser – wendet sich der Tiefe zu und füllt sie auf.
  3. Wirkung der Schicksalsmächte: Mächtige Familien ziehen das Verderben auf sich, bescheidene werden groß.
  4. Unter den Menschen: Hochmut zieht Abneigung nach sich, Bescheidenheit gewinnt Liebe. Immer ist der letzte Grund nicht die Außenwelt, die vielmehr nach festen Gesetzen reagiert, sondern der Mensch selbst, der die guten oder bösen Wirkungen je nach seinem Verhalten auf sich zieht. Der Weg sich auszudehnen geht durch Zusammenziehen.

Das Bild
Inmitten der Erde ist ein Berg:
das Bild der Bescheidenheit.
So verringert der Edle, was zu viel ist,
und vermehrt, was zu wenig ist.
Er wägt die Dinge und macht sie gleich.
Die Aktion des Edlen zur Herstellung der durch das Zeichen gegebenen Lage besteht darin, daß er in der steigernden und verringernden Bewegung entsprechend den beiden Kernzeichen nach oben geht – Dschen –, wo das Niedrige (Kun, Erde) ist: Er vermehrt, was zu wenig ist, und umgekehrt nach unten geht – Kan –, wo das Hohe (Gen, Berg) ist. So schafft er Ausgleich.

Die einzelnen Linien
Anfangs eine Sechs bedeutet:
  1. Ein bescheiden-bescheidener Edler
    mag das große Wasser durchqueren. Heil!
  2. Ein bescheiden-bescheidener Edler ist niedrig, um sich sehr zu hüten.
Die doppelte Bescheidenheit ist durch die doppelte Weichheit, weich auf weichem Platz, angedeutet. Das Durchqueren des großen Wassers ist durch das untere Kernzeichen Kan, das vor dem Anfangsstrich liegt, angedeutet. Hier ist die Bescheidenheit an niedriger Stelle, die nicht übergangen werden kann.
Sechs auf zweitem Platz bedeutet:
  1. Sich äußernde Bescheidenheit. Beharrlichkeit bringt Heil.
  2. Sich äußernde Bescheidenheit. Beharrlichkeit bringt Heil.
    Er hat sie mitten im Herzen.
Der Herr des Zeichens, der den Ton angibt, ist Neun auf drittem Platz. Diese zweite Linie nun steht zu ihm in der Beziehung des Zusammenhaltens, darum antwortet sie diesem Ton, äußert sich. Die Linie ist zentral, daher hat sie die Bescheidenheit im Zentrum, im Herzen.
Neun auf drittem Platz bedeutet:
  1. Ein verdienstvoll-bescheidener Edler bringt zu Ende.
    Heil!
  2. Ein verdienstvoll-bescheidener Edler:
    Alles Volk fügt sich ihm.
Das Zeichen Gen, Berg, ist das Zeichen, wo Ende und Anfang sich berühren. Der Strich steht auf der Spitze dieses Zeichens, daher der Gedanke der Arbeit, die zu Ende führt. Die drei oberen Linien gehören zum Zeichen Kun, das die Massen und Hingebung bedeutet. Der Yangstrich auf dritter Stelle ist der dritte Strich des Zeichens Kiën, das Schöpferische, der sich auch durch unermüdliche Arbeit auszeichnet.
Der Meister sprach: Wenn man sich seiner Mühen nicht rühmt und seine Verdienste sich nicht zur Tugend anrechnet, das ist höchste Großzügigkeit. Das heißt, daß man sich mit seinen Verdiensten unter andere stellt. In seiner Art herrlich, in seinen Sitten ehrfurchtsvoll, ist der Bescheidene äußerst ehrfurchtsvoll, und deshalb vermag er seine Stellung zu wahren.
Sechs auf viertem Platz bedeutet:
  1. Nichts, das nicht fördernd wäre
    für Bescheidenheit in der Bewegung.
  2. Nichts, das nicht fördernd wäre für Bescheidenheit in der Bewegung.
    Er übertritt die Regel nicht.
Der Strich, weich auf weicher Stelle, ganz zu unterst des Zeichens Kun, dessen Eigenschaft Hingebung ist, vermittelt zwischen Neun auf drittem Platz und Sechs auf fünftem Platz. Er steht inmitten des Kernzeichens Dschen, die Bewegung, daher der Gedanke der Bewegung, wörtlich des Winkens.
Sechs auf fünftem Platz bedeutet:
  1. Nicht pochen auf Reichtum seinem Nächsten gegenüber.
    Fördernd ist es, mit Gewalt anzugreifen.
    Nichts, das nicht fördernd wäre.
  2. Fördernd ist es, mit Gewalt anzugreifen, um die Unfügsamen zu züchtigen.
Der Strich ist zentral und an geehrtem Platz, dennoch weich. Er vereinigt die Tugenden des Herrschers. Er ist leer, daher nicht pochend auf seinen Reichtum. Er ist im Zentrum des Zeichens Kun, das die Massen bedeutet, oberhalb des Kernzeichens Kan, das Gefahr bedeutet, daher der Gedanke der Züchtigung.
Oben eine Sechs bedeutet:
  1. Sich äußernde Bescheidenheit.
    Fördernd ist es, Heere marschieren zu lassen,
    um die eigene Stadt und das eigene Land zu züchtigen.
  2. Sich äußernde Bescheidenheit. Die Absicht ist noch nicht erreicht.
    Man mag Heere marschieren lassen, eben um die eigene Stadt und das eigene Land zu züchtigen.
Dieser Strich steht zum Herrn des Zeichens, Neun auf drittem Platz, im Verhältnis des Entsprechens; daher, aus ähnlichen Gründen wie bei Sechs auf zweitem Platz, sich äußernde Bescheidenheit. Das obere Zeichen, Kun, verbunden mit dem unteren Kernzeichen, Kan, gibt das Zeichen für Heer. Das Zeichen Kun deutet ferner die Stadt und das Land an. Der Wille ist noch nicht erreicht, weil die Linie von Neun auf drittem Platz, zu der sie strebt, sehr weit entfernt ist, daher das Züchtigen durch Heere, um zusammenzukommen.
 
Bhagavad Gita (Gesang Gottes)
Fünfzehntes Kapitel: Purushottama-Yoga - der Yoga der höchsten Person
DER ERHABENE SPRACH *

1. Wurzelaufwärts, zweigeabwärts, so steht der ew'ge Feigenbaum,
Dessen Blätter Veda-Lieder; den Veda kennt, wer diesen kennt.
2. Abwärts und aufwärts gehen dessen Zweige,
Qualitäterwachsen, Sinnendinge sprossend;
Nach unten auch die Wurzeln sich verbreiten,
Die durch der Taten Band die Menschen fesseln.
3. Seine Gestalt erfaßt man nicht auf Erden,
Nicht End' noch Anfang, noch des Baumes Dauer;
Wenn dieser Baum mit seinen mächt'gen Wurzeln
Durch der Entsagung hartes Schwert gefällt ist,
4. Dann muß man suchen jene höchste Stätte,
Von der die Wandrer nimmer wiederkehren,
Denkend: Ich geh' Zu jenem ersten Urgeist,
Von dem seit alters alles Werden ausgeht.
5. Von Stolz und Torheit frei, Welthangbesieger,
Im höchsten Selbst nur lebend, ohn' Begehren,
Befreit von Lust und Leid der Gegensätze,
Geht unbeirrt man so zur ew'gen Stätte.

6. Den Ort erhellt die Sonne nicht, der Mond nicht und das Feuer nicht;
Von wo man nimmer wiederkehrt, ja, meine höchste Wohnstatt ist.
7. Ein Teil von mir in dieser Welt als Einzelseele lang schon lebt,
Die Sinne samt dem innern Sinn zieht er an sich aus der Natur.

8. Wenn er als Herr den Leib erlangt und wenn er wieder tritt hinaus,
Die Sinne fassend geht er hin, gleichwie der Wind die Düfte faßt.
9. Gehör, Gesicht, Gefühl, Geschmack, Geruch, sowie den innern Sinn,
Als Herr bemeisternd steht er da und genießet die Sinnenwelt.
10. Ob er hinaus geht oder bleibt und genießt, qualitätbegabt,
Törichte Menschen sehn ihn nicht, des Wissens Aug' nur läßt ihn schaun.
11. Andächt'ge, die sich drum bemühn, die schaun ihn in dem eignen Selbst,
Doch Toren, Unbereitete, ob sie sich mühn auch, sehn ihn nicht.
12. Der Glanz, der in der Sonne ist und diese ganze Welt erhellt,
Der in dem Mond, im Feuer ist, das, wisse, ist mein eigner Glanz.
13. Eindringend in die Erde trag' die Wesen ich mit meiner Kraft,
Die Pflanzen all laß ich gedeihn als Soma, der im Saft besteht.
14. Zum Feuer werdend dring' ich ein in der belebten Wesen Leib,
Mit Hauch und Aushauch fest vereint koch' ich vierfache Speise dort.
15. In eines jeden Herz bin ich gedrungen,
Erinnrung, Wissen und Bestreiten wirk' ich,
Durch alle Veden bin ich zu erkennen,
Bin Vedenkenner, schaffe den Vedânta.
16. Zwei Arten Geist gibt's in der Welt, - einer vergeht, der andre nicht;
Der erste sind die Wesen all, den andern nennt man »Gipfelhoch«.
17. Der höchste Geist ein andrer ist, er wird das höchste Selbst genannt,
Er dringet in die Dreiwelt ein und trägt sie als der ew'ge Herr.
18. Weit mehr als der vergängliche, mehr als der unvergängliche
Bin ich - drum heiß' ich in der Welt und in der Schrift der höchste Geist.
19. Wer von Betörung frei mich so erkennet als den höchsten Geist,
Der weiß alles und ehret mich von ganzem Herzen, Bhârata!
20. Geheimnisvollste Wissenschaft ist so von mir verkündet dir;
Wer sie erfaßt, ist weisheitsvoll und hat, fürwahr, das Ziel erreicht.
 
15. Kapitel – Der allgemeine Stufengang der Lebewesen.

22. Januar 1847

[ER 15.1] Diese Erscheinungen geschehen scheinbar wohl also, daß jemand glauben könnte, sie seien gewisserart Sammlungen von gewissen Wirbelwinden, die sich aber dann in der Luft in irgend einen Knaul vereinigten und sodann wieder herunterfielen, so die Hebekraft des Wirbelwindes nachgelassen hätte. Allein für einen nur etwas tieferen Forscher wird diese Erklärungsweise sicher nicht genügend sein; denn um Frösche, Kröten und Schlangen zu heben, würde ein ungeheuer starker Wirbelorkan oder gar eine allerheftigste Windhose vonnöten sein. So aber diese mehr lockeren Tierkörper einer solchen zerstörenden Wut der Winde preisgegeben würden, so müßten sie fürs erste ja eher in die kleinsten Stücke zerrissen sein, bevor sie wieder zur Erde fielen, und mit dem Lebendigbleiben solcher Tiere hätte es dann sicher seine geweisten Wege. Fürs zweite müßte eine solche Windhose, um etwa irgend einen ganzen See oder einen Morast, der oft mehrere Stunden in der Länge und Breite hat, auszufischen, selbst einen ungeheuren Durchmesser haben und eine Kraftäußerung daneben, der kein Berg widerstehen könnte, was doch nicht leichtlich ein Naturforscher annehmen kann. Und fürs dritte würde ein solcher Wind oder eine solche gewaltige Windhose wohl das Wasser des Sees bis auf den letzten Tropfen oder auch einen ganzen Morast dergestalt ausputzen, daß da nicht auch nur ein lockeres Sandkörnchen zurückbliebe, wo dann, wenn es diese Tiere niederregnete, auch Wasser, Schlamm und noch eine Menge anderer Ingredienzien herabfallen müßten, was aber gewöhnlich bei diesen sogenannten Amphibienregen niemals der Fall ist. Wohl aber entstehen diese Erscheinungen auf folgende Art:

[ER 15.2] Die Erde zeugt als ein Doppelwesen in irgend einer Gegend aus ihren Eingeweiden heraus eine gewöhnlich zahllose Menge solcher Eierchen. Diese sind sehr klein und werden leicht durch die Poren und Kanäle der Erde hinausgetrieben. Durch den in ihnen zugrunde liegenden Gärstoff werden sie, je weiter herauf sie kommen, desto mehr ausgedehnt, wodurch sie am Ende leichter als die atmosphärische Luft werden, und steigen dann, so sie die Oberfläche der Erde erreicht haben, in der Gestalt dunkler Nebel nach Art eines Luftballons in eine bestimmte Höhe, wo sie in eine stark elektrische Strömung geraten, und das zwar leicht, weil sie von dieser eigens angezogen werden. In dieser Strömung werden sie dann schnell ausgereift und ausgeboren, und das nicht selten in einer Anzahl von vielen tausend Millionen. Weil sich diese Tierchen aber dann aus der Luft durch die elektrische Strömung einen spezifisch schwereren Leib gebildet haben, als die Luft selbst ist, so können sie sich auch in der Luft nicht mehr lange aufhalten, sondern senken sich zur Erde herab; aber, weil sie dennoch ziemlich leicht sind, nicht so schnell, daß sie durch einen solchen Fall plötzlich zerplatzten und somit natürlich alsogleich getötet würden, sondern sie kommen allezeit ziemlich wohlbehalten herab und können nach dem Herabfallen noch einige Stunden lang leben. 

Aber weil diese Gestaltung ein Stufenübersprung ist und nicht mit dem ordnungsmäßigen Vorwärtsschreiten geistiger Intelligenzen aus dem Erdkörper im Einklange steht, so vergehen sie auch bald wieder aus dem erscheinlichen Dasein, werden von der Erde wieder aufgesogen und in das Pflanzenreich getrieben, wobei zu bemerken ist, daß solche Erzeugnisse dann wohl früher in die vormals erscheinliche Tierstufe übergehen, als wenn solche Tierstufen nach der gewöhnlichen Ordnung vorerst eine ganze Legion Pflanzenleben durchmachen müssen. Denn man kann da sagen „Tierstufen“, weil sie schon als solche aus der Erde alsogleich als tierische Wesen in die Erscheinlichkeit treten, welche aber freilich vorher noch einen Schritt in das Pflanzliche zurücktun müssen, bevor sie den intensiv tierischen Charakter annehmen können.

[Wie die Evolution wirklich vor sich geht:]

[ER 15.3] Ganz anders verhält es sich mit den ursprünglichen Pflanzenstufen, die schon als solche in das erste Dasein treten; diese müssen vorher alle Pflanzenstufen durchgehen, die in ihrer Fortschreitungslinie stehen, bevor sie in das tierische Leben aufgenommen werden können. Da es aber auch einen gewaltigen Unterschied zwischen Pflanzen und Pflanzen gibt, als da sind edle und nicht edle, gute und nicht gute, so folgt auch daraus, daß besonders die edlen den Tierstufen und die edelsten sogar der Menschenstufe so nahe stehen, daß sie alsbald – wenigstens zum Teile – in das menschliche Wesen und zum größten Teile in das edlere Tierreich aufgenommen werden können. Von solchen Pflanzen sagt man: diese haben eine kurze Übergangslinie; aber da gibt es eine große Menge unedler Pflanzen; bei denen geht es sehr lange her, bis sie in die edleren aufgenommen werden, und da sagt man: diese haben eine lange Übergangslinie.

[ER 15.4] Dasselbe ist auch bei den Tieren der Fall. So wie aber derlei Tiere unmittelbar aus dem Doppelwesen der Erde gezeugt werden, so werden auch Sämereien für Pflanzen frei erzeugt. Hauptsächlich geschieht dieses in den tropischen Ländern, etwa so wie im steinigen Arabien, in einigen Gegenden Afrikas und Amerikas. Da gibt es noch heutigestags große Wüsten und Steppen. Diese Wüsten haben gewisse Ausgeburtspunkte für derlei Sämereien; allda wird man auch überall einen üppigen Pflanzenwuchs antreffen. Wo aber solche Sämereien-Ausgeburtsquellen mangeln, da bleibt die Erde wüste und leer.
[ER 15.5] Also haben auch die neu entstandenen Inseln den von der Erde erzeugten Sämereien ihren Pflanzenwuchs zu verdanken, und wenn dieser einmal eine hinreichende Stufenreihe durchgebildet ist, so werden sich auch Tierstufen zu entwickeln anfangen, jedoch nur bis zu den noch sehr unvollkommenen, kriechenden Tieren und Insekten; weiter hinauf reicht der freie natürliche Übergang nicht. Da muß dann schon eine höhere Kraft auftreten, um ein entsprechendes, auf einer höheren Stufe stehendes Tier zu kreieren, in das die vorhergehenden Stufen übergehen können, und so nicht selten aufwärts bis zum Menschen, der jedoch nimmer neu kreiert wird, sondern zu rechter Zeit durch Übersiedlung dahingebracht wird.

[ER 15.6] Ich meine, diese Darstellung wird dem inneren Denker genügen, um die Zeugungs- und Reproduktionskraft der Erde als ein Doppelwesen einzusehen, und wie diese äußeren Erscheinungen auf die vorgezeichnete Weise hauptsächlich aus der Niere der Erde ihren Ursprung nehmen, weil in derselben der allgemeine Samenstoff gebildet und zur weiteren Tauglichwerdung auf dem vorgeschriebenen Wege befruchtet wird.

[ER 15.7] Damit ist aber auch das eigentliche aktive Wesen des Erdinnern so vollständig als möglich erschöpft, und wenn es sich in dieser Mitteilung um die Enthüllung des Erdinnern handelte, so ist dieses Erdinnere in aller möglichsten Kürze so gut als möglich und dem menschlichen Verstande erfaßbar enthüllt. Da es aber jedoch mit der alleinigen Kenntnis des Erdinnern für die völlige Erkenntnis der ganzen Erde nicht gedient wäre, so müssen wir von diesem Erdinnern oder von der inwendigsten Erde zu der zweiten, festen Erde übergehen und diese ein wenig durchblicken, damit uns dann die äußere Erde desto leichter faßlich und begreiflich wird; denn es gibt auf der äußeren Erde eine so große Menge von Erscheinungen, von denen sich die gelehrtetsten Forscher nimmer eine Erklärung geben können. Alle diese Erscheinungen aber können erst dann ganz gut und richtig eingesehen werden, wenn man ihre Grundlage kennt; daher müßt ihr euch das feste Gebilde etwa nicht als gar zu einfach vorstellen, sondern überaus kompliziert und als den bei weitem größten Teil der Erde einnehmend. Er ist gewisserart das feste Holz des Baumes, das eben auch die größte Masse des Baumes ausmacht; und wie in dem festen Holze des Baumes eben der kunstvollste Mechanismus angebracht ist, also ist das eben auch bei der Erde der Fall. Dieser feste Teil der Erde ist daher auch als eine Schule anzusehen, durch welche die aus der innersten Erde aufsteigenden, erst plump geformten Wesen eine eigentliche Färbung und Gestaltung bekommen. Aus diesem Grunde muß diese zweite, feste Erde auch recht scharf durchblickt werden, und wir wollen darum nächstens diese zweite Erde ein wenig zu durchwandern beginnen.
 
 
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